gleichwertig, sodaß bei dem waagerecht laufenden Teil der Rahmung durch die Gleichwertigkeit und das dauernd wieder auf die Stütze laufende andere Band in senkrechter Richtung, die Waagerechte immer wieder auf die Arkade bezogen und nicht als durchlaufend empfunden wird. Achsial zu den Arkaden befinden sich irrt Obergaden die Fenster. Die Wand wird durch diese Anordnung in einem gewissen Grade, im Gegensatz zur ottonischen, aufgelöst und in einzelne völlig gleichwertige Kompartimente eingeteilt. Diese Aufteilung ist aber derart locker, sodaß hierdurch nicht die Wand ge- oder zergliedert würde, sie verliert nur ihren teppichhaften Abschlußcharakter und gewinnt einen ihrem Material, nämlich dem Stein, entsprechenden Wert; sie wird fest, gebaut. Die Ganzheitswirkung der ottonischen Wand, die nach Jantzen 467 etwas Bildhaftes hat, wird gelockert, nicht aber völlig aufgelöst. Durch diese Art von Wandgliederung erlebt nun der Betrachter die Wand nicht mehr in der Breite als „Bild“, sondern als leicht akzentuierte Achsen, die völlig gleichwertig sind und somit einzeln gesehen werden können. Dieses Zwischendasein zwischen Ganzheitwirkung der Wand und streng achsialer Teilung macht es möglich, Arkaden nicht in der Reihenfolge, sondern einzeln zu betrachten. Es entsteht dadurch ein völlig in sich ruhender Raum, dem jede Aktivität fehlte, wären die Wände nun nicht gegeneinander in Beziehung gesetzt, d. h. so nahe aneinander gerückt, daß ein Steilraum zustande kommt. Tatsächlich wird in Hirsauer Kirchen durch diese Steilheit der Blick zuvorderst in die Höhe gelenkt. Aber auch in der Höhe ist kein Aktivum vorhanden, der Blick fällt auf die gleichförmig gebildete Decke, die flach ist.
Durch all diese Mittel ist die Schranke kein störender Einbau mehr. Sie hemmt keinen Blick, im Gegenteil verbindet sie die gleichwertigen Kompartimente, stellt eine engere Verbindung zwischen den beiden Wänden her. Auch der in PP und anderen Bauten auftretende Schwibbogen am Eingang des Mönchshauses hat gleiche Bedeutung. Er scheidet die beiden Kirchenteile ohne zu trennen. Der Blickrichtung in die Höhe wird Rechnung durch die mutmaßliche Anbringung des Triumphkreuzes in Höhe des Schwibbogens und der Bühne im Presbyterium getragen.
Wenn man nun von der Richtung sprechen will, so gibt es tatsächlich in diesen Räumen nur eine, die sich besonders hervorhebt, das ist die Richtung in die Höhe, nicht aber die in die Tiefe. Aber auch diese wollen wir nicht als Richtung betrachtet wissen, um Irrtümer auszuschalten. Es ist keine Richtung auf ein Ziel, es ist mehr ein Drang* ein Emporheben, ohne das Ziel zu wissen. Auch dadurch kommt das völlige Ausgewogensein zum Ausdruck.
Wir können also abschließend feststellen, daß weder vom Kultischen noch von der Architektur her sich die Thesen von Kautzsch und Lehmann halten lassen. Dabei soll nicht in Abrede gestellt werden, daß der Altar das Zentrum des Gottesdienstes ist, der Bau ist aber nicht auf ihn „gerichtet“. Wenn Kautzch den Hirsauer Raum mit dem frühchristlichen zusammen nennt, so ist hier auf die Arbeit von Evers 468 zu verweisen, der den frühchristlichen Bau als breitgerichtet gedeutet hat 469 .
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