St. Peter und Paul zu Hirsau (PP)

Die Peter- und Paulskirche zu Hirsau wurde unter Abt Wilhelm im Jahre 1082 begonnen und zwei Monate vor seinem Tode, 1091, geweiht 52 . 1692 wurde sie samt den Klostergebäuden von den Fran­zosen niedergebrannt und war seitdem dem Verfall preisgegeben. Von den Bauten des 11. und 12. Jahrhunderts stehen nur noch der nörd­liche der Westtürme, der sog. Eulenturm, teilweise mannshohes Mauer­werk des nördlichen Querhauses und vereinzelt Mauerzüge in mäßiger Höhe. Außerdem sind die Fundamente der Kirche durch die Grabungen, die seit dem ausgehenden 19. Jahrhundert stattgefunden haben, frei­gelegt. Vom Innenraum kurz nach der Zerstörung gibt eine Rötel­skizze vom Jahre 1702 einen Begriff, die uns in einer Nachzeichnung aus dem Jahre 1841 überliefert ist 53 . Vom Außenbau ist uns eine Zeichnung aus dem Jahre 1745 erhalten 54 . Mit Hilfe dieser Zeichnun­gen und der Grabungsergebnisse läßt sich der Bau weitgehend rekon­struieren. Diese Rekonstruktion weicht in wesentlichen Teilen von den bisherigen ab.

Die Ergebnisse der Grabungen der Jahre 19321936 hat Herr Dr. E. Schmidt uns freundlicher Weise vor der Veröffentlichung über­lassen 55 . Edgar Lehmann 56 vermerkt Teile derselben im Katalog seines WerkesDer frühe deutsche Kirchenbau. Später hat er einen Grundriß veröffentlicht 57 , der angeblich die Ergebnisse der Grabungen berück­sichtigt, in Wahrheit aber sich nur auf Teile derselben beschränkt.

Die nachfolgenden Ausführungen fußen auf den Ergebnissen Schmidts und eigenen Aufnahmen der bei den Grabungen freigelegten, heute wieder teilweise überwachsenen Fundamente, sowie auf den oben an­geführten Abbildungen. Für die Westteile des Baues Vorhalle und Türme standen die ausgezeichneten Grabungsberichte von Fiechter 58 zur Veifügung.

Das dreischiffige Presbyterium 59 , das flächengleich der Vierung ist, ist im Mittelschiff um etwa drei Meter nach Osten vorgezogen. Dieser Vorsprung schließt platt und ist in drei Nischen unterteilt, die gegeneinander durch Mauern geschieden sind, die nach Westen bis in die Höhe der Ostwand der Seitenschiffe vorspringen. Die auf der Zeichnung am Ostende des Presbyteriums erscheinenden Arkaden wur­den bisher 60 als Wandgliederung gedeutet, die Grabungen haben aber erwiesen, daß es sich tatsächlich um Nischen handelte. Die Höhe der Nischenarchivolten ist gleich der Höhe der Arkaden, die sich gegen die Seitenschiffe hin öffnen. Auch die darüber befindlichen Gesimse haben gleiche Höhe. Jede der drei Nischen erhält ihre Beleuchtung durch ein langes, rundbogiges Fenster in der Ostwand, wie die Zeich­nung vermerkt. Über die Wölbung dieser zur Aufnahme von Altären bestimmten Räume sagt die Zeichnung nichts aus. Mit Lehmann 57 nehmen wir Tonnenwölbung an. Die Pilaster, auf denen der östliche Gurtbogen ruht, gehen der Skizze zufolge nur bis zur Höhe des Ge­simses über den Arkaden. Da sich auch im Grundriß an der Ostwand keine Mauervorsprünge befinden, die auf Pilaster oder Halbpfeiler schließen lassen, ist damit erwiesen, daß diese Pilaster auf dem Boden

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