Bauten der Hirsauer in Schwaben und Bayern sind hierfür wichtige Zeugnisse. >
Unter den von uns zu behandelnden Bauten tauchen aber auch Kirchen auf, die kein Querschiff besitzen. Da wir festgestellt haben, daß der chorus maior für eine Reformkirche unerläßlich war, müssen wir uns klar werden, wie diese Bauten ohne Querschiff diesen Raumteil in liturgischem Sinne ausbildeten. Hier kann uns die Klosterkirche zu Klosterreichenbach Auskunft geben. Wir werden später 295 klar zu legen haben, daß sich zwischen den beiden Türmen der chorus maior befand. Daß das Untergeschoß des Südturmes die Funktion des „ante chorum“ versah, wird durch die Tatsache erhellt, daß sich in seiner Südmauer der Zugang zu den Konventbauten befand. Diese kleine einschiffige Kirche bildete also den chorus minor ihren Verhältnissen gemäß aus, ohne hierzu des Querschiffes zu bedürfen. Die Bauten des Bodenseegebietes bilden ebenfalls einen besonderen Raum vor dem Presbyterium aus, da sie kein Querschiff besitzen. Übernahmen die Hirsauer querschifflose Bauten, so wird dieser Raum vor dem Presbyterium als chorus maior gedient haben. Als „ante chorum“ werden in diesen Bauten jeweils die zugeordneten Seitenschiffjoche benutzt worden sein.
Bei größeren Bauten wurde schon früher eine Art Querschiff ausgebildet, wenn die Kirchen kein eigentliches Querhaus aufwiesen 296 . Das Vorhandensein eines Querhauses braucht nicht notwendig ein Beweis dafür zu sein, daß der Bau der Hirsauer Bewegung angehörte. Dagegen dürfen wir wohl denjenigen Kirchen, die nachweislich keinen chorus maior hatten, die Zugehörigkeit zur Reformbewegung absprechen. Es ließe sich wenigstens bei querschifflosen Bauten klar entscheiden, ob sie der Reform angehörten oder nicht, wenn uns die Chorschranken erhalten wären. Da dies nicht der Fall ist, müssen wir uns nach Wölbung, Abstufung und Stützenbetonung richten. Leider besteht aber hierfür kein Kanon, sodaß auch hierdurch kein eindeutiger Nachweis erbracht werden kann. Das Vorhandensein einer Vierung ist also kein sicheres Zugehörigkeitsmerkmal zur Hirsauer Reformbewegung, ihr Fehlen kein Zeichen der Unabhängigkeit.
Die Krypta
„In Deutschland gab es in der Epoche des romanischen Stils keine einigermaßen ansehnliche Kirche, die ohne Krypta ausgekommen wäre“, sagt Dehio 297 . Eine grundsätzlich andere Haltung zeigen die Kirchen der Hirsauer Reformbewegung. Während die französischen Clunia- zenserbauten die Krypta nicht durchgängig ablehnten 298 , ihr Vorhandensein in Burgund sogar „keineswegs selten “ 299 ist, zeigen die Kirchen der Hirsauer nirgends Krypten. Ihr Fehlen ist also ein sie verbindendes und zugleich kennzeichnendes Merkmal, letzteres allerdings nur bedingt, da auch die Prämonstratenser sich gelegentlich dieser Neuerung bedienten 300 und bei Zisterziensern 297 die Ablehunng durchgängig war.
6 Hoffmauu, Hirsau
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