mannigfache Bildungen auftreten. Es fällt auf, daß die sächsichen Bauten auf eine Vorhallenanlage ganz verzichten, soweit säe nicht durch frühere Bauten vorbereitet sind (Goslar). Es zeigt sich aber auch, daß die Bauten im südwestdeutschen Raum im Typ der Vorhallen zusammenhören, und daß sich daran wieder die Bauten des mittel­deutschen Typ III anschließen. Es erweist sich ferner, daß zwar manche Bauten das Motiv der Vorhalle aufnehmen, es aber derartig umgestalten, daß der Sinn der Anlage verloren geht. So trennen die Kirchen zu Alpirsbach, Reichenbach a. R., Oberzell u. a. m. die Seiten­schiffe ab und machen sie zu Kapellen. Schließlich ist darauf hinzu­weisen, daß schon vor Hirsau Vorhallenanlagen vorhanden waren, daß die Idee an sich nicht neu ist. Vorhallen können nur dann mit Hirsau in Beziehung gebracht werden, wenn tatsächlich eine Ver­wandtschaft der Anlagen erkennbar ist. Sonst ist eine Vorhalle durchaus kein Merkmal für eine Zusammengehörigkeit mit Hirsau, ebenso wenig wie das bei den Westtürmen der Fall ist. Diese hängen nicht mit Hirsau, sondern mit Straßburg-Limburg zusammen.

Maße

Als typisches Merkmal der Reformbauten werden die Streckung der Höhenproportionen 420 sowie die klaren und auf einfachen Zahlen beruhenden Maße und Proportionierungen hervorgehoben 421 . Es ist nun die Frage, ob diese Merkmale lediglich an Reformbauten auf­treten, oder ob sie auch an anderen Kirchen zu beobachten sind. Um dies zu erkennen, müssen wir auch ältere Bauten in unsere Be­trachtungen einbeziehen.

Eine wesentliche Schwierigkeit entsteht dadurch, daß der Denkmäler­bestand stark dezimiert ist, und daß vor allen Dingen die Maßangaben in der Literatur völlig unzureichend sind. Außerdem wurden ehedem flachgedeckte Räume später häufig eingewölbt, sodaß sich oftmals nicht mehr die ursprünglichen Höhenmaße des Langhauses feststellen lassen.

Die vielseitig angestellten Proportionsvergleiche und Konstruktions­forschungen, welche immer bestrebt sind klarste Maßverhältnisse nach­zuweisen, würden sicherlich ein bedeutsames und aufschlußreiches Ergebnis zeitigen, wollte man sie im einzelnen verfolgen. Dies würde aber auch eine weit umfangreichere Arbeit erfordern, als es im Rahmen unserer Ausführungen der Fall sein kann. Es soll deswegen nur das Verhältnis lichter Weite des Mittelschiffes zu dessen Höhe verfolgt werden, da sich hierin ein besonders klarer, zeitlicher Ablauf nach- weisen läßt.

Nach karolingischem Bestände zeigt Reichenau-Mittelzell das Ver­hältnis Mittelschiffbreite zu Mittelschiffhöhe wie 1 : 1,2. Demgegenüber ist . ein Wachsen in Regensburg-St.Emmeram mit 1 : 1,4 und dem Augsburger Dom mit etwa 1 : 1,5 zu erkennen. Das Konstanzer Mün-

10.7