1066 ln ein Chorherrenstift urngewandelt 308 , die dort ansässigen Mönche (Benediktiner) nach Hirsau verpflanzt. So ist es verständlich, daß die neuen Herren des Klosters trotz ihrer Verbindung mit Hirsau 1090 eine Krypta weihten. Der Ostteil der Klosterkirche zu Groß- komburg wird nach den im Jahre 1931 stattgefundenen Grabungen Fiechters 309 als ein nachträglicher Anbau angesprochen. Demzufolge wäre die Kryptenanlage unter dem Ostchor auch nicht mehr mit dem Bau in Verbindung zu bringen, der für Hirsau in Anspruch genommen wird. Die Osttürme in Großkomburg bergen die Zugänge zur Krypta. Sie zeigen den Charakter des beginnenden 13. Jahrhunderts. Für den Westbau kommt schon deswegen keine Krypta in Frage, da hier nach den Grabungen Fiechters der Kreuzgang unter dem Westchor entlang führte. Für die Kirche St. Veit zu Ellwangen, die auch eine Krypta aufweist, lehnt schon Baer 310 Hirsauer Einfluß ab. Mettler 311 hat zu­dem nachgewiesen, daß der bestehende Bau aus der Zeit nach 1182 stammt. Die Gruftkirche zu St. Paul i. L. ist keine eigentliche Krypta, Nach Stanzel 313 war sie eine Gruft, die die Stifterin Richardis für ihren Gatten, der im Kreuzzug ums Leben gekommen war, vor dem Ein­treffen Hirsauer Mönche hatte anlegen lassen. Wenn dem auch Ginhart 313 widerspricht und Gruft und Kirche als zusammen konzi­piert annimmt, so wäre sie dennoch keine Krypta im eigentlichen Sinne. Ihre geringen Ausmaße im Vergleich zum Presbyterium und die Tatsache, daß sich nirgends ihre Außenmauern mit den Innen­oder Außenmauern der Oberkirche decken, macht dies deutlich. Die von Stanzel angeführten, vergleichenden Beispiele lassen uns seine These als wahrscheinlicher erscheinen.

Wir können also feststellen, daß die Ablehnung der Krypta ein die Reformbauten verbindendes Moment war, daß sich allerdings auch die Zisterzienser (erste Gründung in Deutschland 1122 in Camp), wie auch teilweise die Prämonstratenser (e r stc deutsche Gründung 1122 in Kappenberg) dieser Neuerung bedienten. Der Kryptenmangel ist also für die spätere Zeit kein sicheres Merkmal gerade Hirsauer Einflusses.

Chorus minor

Der chorus minor ist ein liturgisch geforderter Bestandteil der clunia- zensischen Kirchenanlage. In ihm wohnten diejenigen Mönche dem Gottesdienste bei, die sich am Chorgesang nicht aktiv beteiligen konn­ten, soweit sie zu den literati gehörten. Die Bedeutung dieses Chorteiles wird durch die von Mettler 311 behandelten ordines erhellt. In der ältesten dieser uns erhaltenen Vorschriften, dem ordo farfensis, findet der chorus minor noch keine Erwähnung. Da diese Quelle sehr kurz gefaßt ist, möchte Mettler ihr nicht viel Gewicht beilegen: das Fehlen dieses Raumteiles für Farfa und somit für die ganze frühere Zeit der Reform nimmt er als argumentum ex silentio. Dagegen erscheint der

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