3. Der um die Tür herumgeführte Sockel.

Erstmalig in Hirsau PP wird der aus doppelter Platte und Schräge bestehende Mauersockel beim Ansatz an die Türöffnung unter­brochen und rundbogig um sie herumgeführt, sodaß er ununterbrochen fortlaufen kann. Reißmann 447 weist mit Recht darauf hin, daßdie Bedeutung dieses Schrittes nur dann richtig verstanden werden kann, wenn man sich über die Neuartigkeit des Bausockels zu dieser Zeit und besonders in dieser profilmäßigen Form klar ist, nicht aber, wenn man feststellt, daß am Hirsauer Portal der Bausockel um das Portal herumgeführt wird, wie es m. W. (Reißmann) ausschließlich geschah.

Diese neue Art von Portalumgrenzung findet mannigfache Aufnahme und bildet sich auch weiter aus, wie schon das Westportal in Hirsau beweist 448 . Hier wurde wahrscheinlich, wie in Alpirsbach West der Sockel nicht mehr um das Portal herumgeführt, sondern stieg senk­recht auf (in Alpirsbach bis zum oberen Abschlußgesims der Vor­halle), die seitlich hochgeführten Profile werden in Alpirsbach über dem Scheitel des Portales durch ein Querglied verbunden und das so entstehende Zwickelfeld innen mit einem einfachen Kehlenprofil um­zogen. Eine weitere Entwicklung dieser Form zeigt dann das Stufen­portal am südlichen Querhaus zu Erfurt 449 , wo die unteren Teile des schon sehr komplizierten Sockels in die Portalgewände hineingeführt werden, während der äußerste Teil des Sockels umbiegt, senkrecht hochsteigt und etwas unterhalb des Türsturzes von Kämpfern begrenzt wird, sodaß der umgebogene Sockel pfostenartige Bedeutung erhält. Über den Kämpfern steigen dann Arkadenrahmung und Archivolte auf, beide gewissermaßen als nunmehr sich abzweigende Teile des Sockels. In der Art des ersten Hirsauer Portals am nördlichen Querhaus finden sich noch derartige Türen in Paulinzella (nördl. Querhaus) und Hamersleben (südl. Querhaus), vermutlich in der Art des Hirsauer Westportales in Talbürgel (Eingang zur Vorhalle), das Erfurter Portal ohne Arkadenrahmung in Münchaurach 450 .

Von diesen Denkmälern aus erfolgt dann eine starke Ausstrahlung. Im mitteldeutschen Gebiete wären u. a. St. Godehard-Hildesheim, Goslar-Neuwerk, Braunschweig-Dom, Königslutter u. a. zu nennen 451 . Im süddeutschen Raum Gengenbach, Schwarzach, Neckarthailfingen und um die Jahrhundertwende in Wurmlingen, Belsen und St. Johann in Gmünd. Diese Art des Türschmuckes erfreut sich also noch lange der Verwendung völlig unabhängig von Reform- oder Kloster­architektur.

4. Quadermauerwerk.

Das Quadermauerwerk für die Außenflächen der Mauern der größeren Kirchenbauten als etwas selbstverständliches eingeführt zu haben, ist ein Verdienst der mönchischen Baumeister der Benediktiner von der Hirsauer Reform, sagt Ostendorf 452 , und Friedrich 453 fügt hinzu, daßwohl auch das aneifernde Beispiel gut geschulter Steinmetzen aus dem Mutterkloster Cluny eine Vervollkommnung der handwerklichen Fertigkeiten bewirkt habe. Diese Ansichten lassen sich nicht mehr halten. In PP tritt regelmäßig, schmalgefügtes Großquader-

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