Neckarthailfingen, Querschnitt
große Dunkelheit, daß das Verhältnis von Höhe zu Breite verunklärt wird und optisch nicht mehr faßbar ist. Messungen können da relativ wenig aussagen.
Von diesem Gesichtspunkte aus muß noch einmal die Kontroverse zwischen Kautzsch und Frankl in den „Kritischen Berichten“ 422 betrachtet werden. Kautzsch 432 behauptete ,daß die Steigerung der lichten Höhe im Mittelschiff, die Streckung der Höhenproportionen also, den Gesamtraum des Langhauses „nicht faßbar“ mache, daß es der Kunst wenig auf die Faßlichkeit des Raumes, auf Erdennähe ankomme. Er spricht hier von den „Hirsauer Kirchen“. Dem widerspricht Frankl 433 , indem er ganz zu Recht fragt, warum ein Raum mit den Proportionen 2 : 3 eher faßlich sei, als einer mit dem Verhältnis 1 : 2. Von tatsächlich unfaßbaren Räumen kann man unseres Erachtens nach bei den burgundischen, tonnengewölbten Räumen sprechen. Hier könnte man in der Tat die Tonne sehr hoch legen, ohne daß dies auf den Raum an sich einen spürbaren Einfluß hätte, denn das Äuge ist gar nicht imstande die Höhe zu fassen.
Dagegen läßt eine durch einen Obergaden beleuchtete Flachdecke sehr gut faßbare, größere Höhenstreckungen zu. Im übrigen handelt es sich in Murbach um einen rippengewölbten, in Speyer II um einen kreuzgratgewölbten Raum. Ob Beziehungen zwischen den beiden Bauten bestehen, kann hier nicht untersucht werden.
Eine geradezu atemberaubende Steilheit weist das Mittelschiff von Neckarthailfingen auf, das Mettler 434 als falsch verstandene burgundi- sche Nachschöpfung anspricht. Er nimmt an, daß das Mittelschiff Tonnengewölbe erhalten sollte und deswegen die Mauern so nahe aneinander gerückt seien. Einer ähnlichen, wohl auf Tonnen berech-
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