ster (nach 1052) zeigt das Verhältnis 1 : 1,63 422 . Diesen Bauten gegenüber ist am Oberrhein ein ganz intensiver Höhendrang zu bemerken. Nach Knauth zeigt das erste Münster zu Straßburg das Verhältnis 1 :1,79, die Klosterkirche Limburg a. d. H. 1 : 1,73 und Speyer I 1 : 1,87 423 . In Sachsen erfolgte das Steilerwerden des Langhauses um geraume Zeit später. Gandersheim zeigt noch das Verhältnis 1 : 1,48, Drübeck und Groningen 1 : 1,57 und die Dome zu Hildesheim und Goslar etwa 1 :1,65 424 . Erst in Ilsenburg (beg. 1078) wird das Verhältnis von Limburg a. d. H. mit 1:1,7 erreicht 425 . In Bayern lassen sich gewisse Steigerungen feststellen, die jedoch über 1 : 1,6 (Eisenhofen und Fischbachau) 426 nicht hinausgehen und im Moosburger Münster sogar wieder auf 1 :1,35 zurücksinken.
Die hier angeführten Verhältnismaße könnten den Anschein erwecken, als ob die Steigerung der Höhenproportionen eine kontinuierliche sei und man eventuell schon aus den Zahlenverhältnissen das Alter der jeweiligen Bauten ablesen könnte. Die vielen, oftmals nicht faßbaren Einflüsse von außen machen allein schon ein derartiges Kontinuum zunichte. Dennoch kann man ganz allgemein sagen, daß eine Steigerung der Höhenproportionen im 11. Jahrhundert stattfindet.
Der Anstoß zu schon recht beachtlichen Mittelschiffhöhen und einem relativ schmalen Mittelschiff kommt vom Oberrhein, wo Basel (1007) mit dem Verhältnis 1 : 1,53 und Straßburg (1015) mit 1 : 7,79 auftreten.
Für Hirsau PP hat Schmidt auf Grund der Ansatzspuren der Vorhalle am „Eulenturm“ die Langhausproportionen von etwa 1 : 1,7 errechnet. Die Maße in Schaffhausen II übertreffen mit 1 : 1,8 die von PP.
Hieraus ergibt sich, daß PP und Schaffhausen II sich in ihren Proportionen eng an die Gruppe Straßburg-Limburg anschließen und keine weitere Steigerung vornehmen. Diese Maße begegnen uns aber auch gleichzeitig in Ilsenburg und St. Georg zu Köln (1 : 1,7) 427 . Gegen Ende des Jahrhunderts kann man also in fortschrittlichen Landschaften allgemein diese Höhenproportionen antreffen.
Während Kleinkomburg, Sindelfingen und Gengenbach schon als Vertretei' des 12. Jahrhunderts das Verhältnis 1 : 2 428 aufweisen, so zeigt die erste Hirsauer Prioratskirche zu Klosterreichenbach das Verhältnis von Schiffbreite zu Höhe — der Bau ist einschiffig — wie 1 : 1,08. Damit kommt nun auch die von uns mehrfach bei diesem Bau hervorgehobene starke Bindung zur heimischen Architektur in den Verhältnismaßen zum Ausdruck. In Lorch mit 1 : 1,45 macht sich wohl, wie in den Pfeilern, das Bistum Augsburg bemerkbar. Wir glauben, daß der Hinweis auf Augsburg diese Eigentümlichkeit besser charakterisiert, (auch Dehio 429 weist auf die Diözese Augsburg hin) als wenn Mettler 430 hier (Anfang des 12. Jahrhunderts!) von einem Weiterleben der vorcluniazensischen Richtung spricht.
Aufschlußreich sind auch die Verhältnismaße in Stein a. Rh. und Wagenhausen. Diese beiden Bauten liegen dicht beieinander und wir haben oben sehr starke Gemeinsamkeiten im Grundriß feststellen können. Während aber Stein das Verhältnis von 1 : 1,34 aufweist, d. h. weit geringer als Konstanz (1 : 1,63), so zeigt Wagenhausen das
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