Chronisten 406 von einer Besiedelung durch Kastl sprechen. Wenn schließlich das Inventar behauptet, daß auch in Cluny die Vorhalle schmaler als das Langhaus gewesen sei, so ist darauf hinzuweisen, daß die Vorhallenanlage in Cluny III sehr viel länger und außerdem zu dieser Zeit noch gar nicht angelegt war. Der Zwischenbau in Plank- stetten kann unserer Ansicht nach nur als Flickbau betrachtet werden. Ihn als Vorhallenanlage im cluniazensisch-hirsauischen Sinne anzusprechen, kann wohl kaum angehen. Dazu sind die Ausmaße viel zu gering. Da der Bau auch sonst keine Motive der Reformbewegung aufweist, scheidet er aus unseren Betrachtungen aus.
Bei drei der von uns zu behandelnden Kirchen läßt sich eine etwa zwei Arkadenlängen tiefe und mittelschiffbreite, also einschiffige Vorhalle nachweisen. Von diesen Vorhallen sind die in Dissibodenburg und Neustadt a. M. noch in ihren Fundamenten nachweisbar, während die in Hamersleben überhaupt nicht zur Ausführung kam. Wie wir uns die zu Dissibodenburg und Neustadt a. M. vorzustellen haben, ist der Literatur nicht zu entnehmen. Da Dissibodenburg in Trümmern liegt und die gesamte Westfassade in Neustadt erneuert wurde 407 , werden auch alle Forschungen kein Licht ins Dunkel bringen. Dagegen hat Guth 408 für Hamersleben sehr wichtige Mitteilungen machen können. Danach sollte im Obergeschoß der einschiffigen Vorhalle eine Empore für die Stifterin errichtet werden. Bei deren Tod im Jahre 1115 ließ man aber den Plan fallen. Von dieser Anlage zeugen noch die beiden Emporenfenster, von denen noch die Pfosten bis zu den Bogenansätzen in der Westwand des heutigen Baues vermauert vorhanden sind und etwa 3,30 m aus der Westmauer hervorkommende Fundamente, die um 30 cm nördlich und südlich von der Arkadenflucht des Langhauses abweichen. Außerdem weist ein jetzt vermauertes Doppelportal 400 in der Westwand darauf hin, daß eine Vorhalle vorgesehen und in manchen Teilen schon angelegt war, nie aber zu Vollendung kam oder benutzt worden ist. Türme lassen sich bei all diesen Bauten nicht nachweisen, derjenige zu Dissibodenburg stammt erst aus dem Jahre 1220 440 .
Dieser Typ der Vorhalle war sehr verbreitet. Als Beispiele seien die Kirchen zu Reichenau-Oberzell und Niederzell, im sächsischen Bereich Goslar und Minden genannt. Er kommt also genau so vor wie nach Hirsau vor, ohne daß irgendwelche Beziehungen zur Re- formbewegung aufgezeigt werden könnten.
Eine Reihe von Bauten besitzen in ihrem heutigen Baubestande überhaupt keine Vorhallen, schließen also mit der turmlosen Westfront ab, in deren Mittelachse sich eine Tür befindet. Ob diese Bauten jemals eine Vorhalle besessen haben, ist deswegen nicht auszumachen, da selbst bei erfolglosen Grabungen noch immer die Möglichkeit besteht, daß die Vorhalle aus vergänglichem Material errichtet war. Hierzu gehören Bauten wie Petershausen, Alspach, Hagenau (vgl. hierzu Kapitel Langhaus), Sindelfingen, Münchaurach, Biburg, Eisenhofen und Fischbachau. Für Wiblingen und Elchingen lassen sich kurze Portal Vorbauten nach alten Abbildungen 4117412 nachweisen, deren Entstehungsdatum aber nicht ausgemacht werden kann, da die Abbil-
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