hirsaugiensis meldet 367 , daß ein Abt Sigelhard (1167) 368 nach Lorsch entsandt wurde. Beziehungen zwischen Hirsau und Lorsch bestanden also, wenngleich auch nach der Reform starker Widerstand geleistet wurde. Unter dem Nachfolger Erchimbolds, dem aus Würzburg kommenden Benno, entstand ein Schmähgedicht auf die Hirsauer 369 . Will man nun Walbes Rekonstruktion folgen, so wäre daraus zu folgern, daß der Ablehnung der Reform nicht eine Ablehnung des Baugutes der Hirsauer gleichkommt. Nach Behn steht die Anlage der Westtürme aber auf karolingischer Grundlage. Die Vorhalle datiert er spätestens in die erste Hälfte des 10. Jahrhunderts, da unter Abt Gerbold (951—972) gemeldet wird, daß ein „paradisum totum plumbo operuit“ 370 . Behn bringt dieses Paradies mit der cluniazensischen Reform in Zusammenhang und lehnt deswegen Hirsauer Einfluß ab. Demgegenüber ist aber zu bemerken, daß in den Tagen Gerbods Cluny II erst im Entstehen war und zudem eine Lorsch unähnliche Vorhalle hatte. Die Baugeschichte von Lorsch liegt teilweise sehr im Dunkeln, da fast alles zerstört ist und die Rekonstruktion nur auf Grund der ausgegrabenen Fundamente und der Quellen gemacht wurden. Ansätze für Kritik an den Rekonstruktionen bieten sich überall, sodaß sich wohl kaum Endgültiges sagen lassen kann. Bemerkenswert erscheint nur, daß die Türme in Lorsch sehr nahe aneinandergerückt sind und nur einen verhältnismäßig schmalen Eingang freigeben. Diese Art der Anlage ist weder in Hirsau noch in Paulinzella anzutreffen. Da Atrientürme bereits auf dem Plan von St. Gallen erscheinen, wäre es nicht unmöglich, daß die Westtürme von Lorsch auf karolingischer Grundlage standen. Die noch erhaltenen Arkaden der Vorhalle gehören nach Walbe 371 der Zeit um 1100 an. Zur Zeit, da die Hirsauer also Einfluß auf Lorsch zu gewinnen suchten, wurde der von Walbe rekonstruierte Westabschluß mit Doppeltürmen und Vorkirche errichtet. Wollen wir Walbes Rekonstruktion anerkennen, so haben wir den Tatbestand, daß ein kaiserliches Kloster Baugut der Reform verwertete. Die nahen Beziehungen zwischen Lorsch und Hirsau machen dies durchaus möglich.
Ein zweiter Vorhallentyp ist die dreischiffige, ein- oder doppelgeschossige und turmlose Vorhalle. Für Schaffhausen II hat Hecht eine solche Anlage wahrscheinlich gemacht, für Kastl das Inventar. Die einzige uns wenigstens noch teilweise erhaltene Anlage in Talbürgel 372 soll ihres Erhaltungszustandes wegen an den Anfang unserer Betrachtungen gesetzt werden.
Die Vorhalle war nach Wulf 373 1176 vollendet. Sie ist dreischiffig, zeigt drei Joche und ist etwas breiter als das Langhaus. Das Mittelschiff der Vorhalle ist etwas schmaler als das des Langhauses. Die Seitenschiffe sind trotz der drei Arkaden, die das Mittelschiff der Vorhalle zeigt, in nur zwei Joche unterteilt. Auf die Mitte der Arkadenflucht kommt ein massiger Pfeiler zu stehen, dem Säulen nach Ost und West und nach den Seitenschiffen zu eingelegt sind. Das westliche Joch ist in zwei kleinere Arkaden unterteilt, die je auf einer kompakten Säule ruhen. Die Seitenschiffe hatten Kreuzgratgewölbe. Der Westfassade ist ein vier Meter tiefes Säulenportal vorgelegt, das in seiner
7 Hoffmann, Hirsau
97