Das Langhaus
Das Langhaus ist der Kultraum der Laiengemeinde. In ihm stand vor dem chorus minor der Kreuzaltar. Wie aus den Quellen hervorgeht, berücksichtigte die Reformbewegung das Laienelement in einem sehr starken Maße 349 . Als Charakteristika für das Langhaus der Hirsauer Bauten sind mannigfaltige Momente geltend gemacht worden, die so stark auseinandergehen, daß eine genauere Untersuchung notwendig ist.
Hier sei an erster Stelle die Stützenfrage berührt. Baer 350 sagt: „Die Schule hatte eine unleugbare Vorliebe für die Säule“, und weiter unten: „lokale und andere Hindernisse können ihre Erstellung unmöglich machen, sie wurde deswegen nicht verlangt, wohl aber gewünscht.“ Mit dieser Art von Schulbegriff ist es ihm und einem weiten Teil der Forschung möglich, alle Stützenarten auf Hirsau zurückzuführen, selbst den Stützenwechsel. Um hier Klärung zu schaffen, wollen wir alle Landschaften auf ihre charakteristischen Stützenformen hin betrachten und die Bauten, die für Hirsau in Anspruch genommen werden, hiermit vergleichen.
Im Stammgebiet der Hirsauer Reformbewegung, der direkten Umgebung von Hirsau selbst, ist die Säule die typische Stützenform. Lisa Schürenberg 351 hat nachgewiesen, daß für die Säulenbasilika im Südwesten Deutschlands eine feste Tradition bestand, als PP begonnen wurde. Die Herkunft der Säule in PP ist nicht ohne Einfluß von Limburg zu denken. Auch das alte Münster zu St. Blasien war eine Säulenbasilika. Es ist deswegen ohne weiteres erklärlich, daß Alpirs- bach, Weingarten, Wiblingen und Zwiefalten, die alle im Bistum Konstanz liegen, diese Stützenform aufweisen. Es ist dies die für Großmünster geläufige Form, obwohl alle diese Bauten im schwäbischen Raum liegen, dem sonst der Pfeiler eigen ist. Wir haben aber bereits oben feststellen können, daß vor dem letzten Viertel des 11. Jahrhunderts keine Bautradition für Großbauten in diesem Gebiete bestanden hat. Ein direkter Einfluß Hirsaus liegt also hier nicht vor, man könnte höchstens sagen, daß erst die Reform Münsterbauten in diesem Gebiete erstehen ließ, die sich dann ihrerseits den Gewohnheiten der Diözese anschlossen (Konstanz). Die kleinen Bauten Kleinkomburg und Neckarthailfingen stehen allerdings im schwäbischen Raum vereinzelt mit ihren Säulen. Es erscheint nicht unwahrscheinlich, daß sie erst durch die Reform diese Stützenart aufnahmen. Für Lorch I, das in der Diözese Augsburg liegt, hat Mettler 352 die Hypothese aufgestellt, daß hier ursprünglich eine Säulenbasilika errichtet werden sollte. Auch diese»' Umstand ließe sich nur mit Hirsau direkt in Verbindung bringen; Lorch und Kleinkomburg nehmen in ihrem Langhausgrundriß das System von St. A. auf, das ein quadratisches Langhaus zeigt, aber mit der Modifikation, daß statt der in St. A. vorhandenen vier Arkaden bei diesen Bauten noch eine fünfte für den chorus minor hinzugefügt wurde. Wir können auch von diesem Gesichtspunkte aus auf eine enge Verbindung mit Hirsau schließen.
Dagegen zeigen Großkomburg, Lorch II und Sindelfingen Pfeiler, die übliche schwäbische Stützenform. Für Lorch II ist dann schließlich