Ordnung. Da der Stützenwechsel im Kreise unserer Bauten wenig auftritt, sind auch die Beispiele gering.
Die Basilika zu Gengenbach beginnt zwar ihren Stützenrhythmus von Ost nach West mit einem Pfeiler, hat aber die Eigenart, die Stützen im Presbyterium als Säulen zu bilden. Damit ist eine feste Tradition durchbrochen worden, denn wir haben auf Grund der Bauten feststellen können, daß der Pfeiler der Mönchskirche, die Säule aber dem Laienhause angehörten. Wie der Stützenwechsel schon an sich auf dieses Prinzip verzichtet, so tut er es denn auch an dieser wichtigen Stelle, dem Presbyterium. Der gleiche Fall tritt in Hildesheim-St. Godehard auf, wo der östlichste Langhauspfeiler nicht nur als Pfeiler gebildet ist, sondern die anderen Pfeiler noch an Ausmaß übertrifft und somit deutlich seiner Bedeutung Ausdruck verleiht. Dagegen sind die Stützen des Presbyteriums als Säulen gebildet, auf denen zwei von einem Rundbogen übergriffene Arkaden ruhen. Auch den mit einem Pfeiler beginnenden Stützenwechsel in Kastl könnte man dem Typ des chorus minor zurechnen. Alle drei Beispiele gehören dem 12. Jahrhundert an, einer Zeit also, da schon die Ideen der Reformbewegung weit über die engen Stammesgrenzen gedrungen waren.
Schließlich ist der Versuch gemacht worden, ein Hervorheben des chorus minor in einer Niveauerhöhung des Langhauses in Höhe der letzten oder vorletzten Stütze zu sehen. Feldtkeller 343 hat auf diese Weise für Ilsenburg einen chorus minor angenommen, der aber in die Zeit vor der Erwähnung in den Quellen fiele, da Ilsenburg 1078/87 errichtet wurde, die erste Erwähnung eines chorus minor aber erst in den achtziger Jahren stattfindet. Aber auch der bauliche Befund muß zur Vorsicht mahnen. Die Erhöhung von zwei Stufen verläuft westlich der zweitöstlichsten Stütze des Langhauses, das Stützenwechsel aufweist, der mit einer Säule beginnt. Der chorus minor würde also zwar von einem Pfeiler abgeschlossen, aber von einer Säule unterteilt. Zum anderen zieht sich die Stufenerhöhung quer durch das ganze Langhaus. Wir haben nachweisen können, daß der chorus minor nur das Mittelschiff beansprucht, nicht aber die Seitenschiffe. Selbst wenn er erhöht wird, wird diese Erhöhung nicht in den Seitenschiffen ausgeführt. Schließlich ist noch ein wichtiges Moment zu beachten. Da die Vierung nicht quadratisch, sondern querrechteckig ist, die Weite von zwei Arkaden aber mit der Breite des Mittelschiffes übereinstimmt, wäre also hier der chorus minor größer als die Vierung, der chorus maior. Die Lösung von Weingarten bei neun Arkaden, die großartige von Erfurt bei zehn Arkaden, wäre also in Übersteigerung der Verhältnisse in Ilsenburg bei nur acht Arkaden durchgeführt worden. Das ist unseres Erachtens nicht möglich. Was sollte es denn für einen Sinn haben, den kleinen Chor größer als den großen zu gestalten? Daß diese Niveauerhöhung mit einer Bezeichnung eines chorus minor nichts zu tun hat, zeigt das Vorbild Ilsenburgs in diesem Punkte, der Dom zu Goslar. Von dem 1829 abgebrochenen Gebäude sind uns noch Zeichnungen erhalten, die den Bau vor dem Abbruch zeigen 344 . Wir haben hier eine Basilika vor uns, die den Stützenwechsel aufweist. Der Stüt-