Ein Blick auf den oben besprochenen Grundriß von Stein läßt die von Hecht rekonstruierten zwei Bauphasen als sehr unwahrscheinlich erscheinen. Hecht zufolge gehört Jas Mauerwerk der Nord- und Südmauer des südlichen Änraumes dem Urbau an. Die Südmauer ist gleichzeitig die Nordwand des Kapitelsaales. Da nun die Ostmauer anderes Mauerwerk als die eben erwähnten Wände besitzt, folgert Hecht, daß der zwischen der Nord- und Südwand befindliche Platz ursprünglich unbebaut gewesen sei. Erst nach der Übernahme der Zelle durch Petershausen soll die Ostmauer, die mit der Ostwand des Presbyteriums wie auch der des Kapitelsaales fluchtet (!), eingezogen worden und somit der Presbyterienanraum entstanden sein. Dieser Süd-Änraum hatte auf der Nordseite ein Pendant. Da nun aber Hecht selbst angibt, daß der nördliche Teil der Ostmauer des Kapitelsaales das gleiche Mauerwerk aufweist wie das der Ostmauer des südlichen Änraumes, sonst aber dem Urbau angehört, kann man aus dem andersartigen Mauerwerk, das hier erscheint, wohl lediglich auf eine Reparatur schließen. Sonst müßte ja Hecht selbst annehmen, daß bis 1105 der nordöstlichste Teil des Kapitelsaales offen gestanden hätte. Das geht wohl nicht an. Die Argumente Hechts sind also durchaus nicht zwingend. Gleichfalls kann die halbrunde Apsis, die Hecht an dem Ostende des Presbyteriums rekonstruiert hatte, keineswegs als gesichert gelten. Heute zeigt das Presbyterium platten Schluß.
Da Wagenhausen dicht bei Stein liegt, dürfte die Herkunftsfrage des Grundrisses wohl als geklärt gelten. Die zwei Bauperioden Hechts sind nicht mehr aufrecht zu halten. Der Bau stammt einheitlich aus der Zeit von 1083—87. Von Hirsauer Bauart kann nicht die Rede sein, der Bau weist wie auch Stein Konstanzer Momente auf.
Der letzte zu behandelnde Bau ist die oben erwähnte Kirche zu Petershausen. Die 992 geweihte Kirche rekonstruierte Hecht 274 als kreuzförmige Basilika mit je einer halbrunden Apsis an den Querhausarmen und einer am Presbyterium. Die Kirche war gewestet. 1086 wurde das Kloster von Hirsauer Mönchen besetzt und unter Theode- rich reformiert 275 , der hier von 1086—1116 die Äbtwürde innehatte. Vor 1092 wurde an der Südseite des Presbyteriums eine „capella“ errichtet, der 1093 eine ebensolche an der Nordseite folgte 276 . Hecht rekonstruiert diese Anbauten in der Art, wie sie in St. Ä. vorhanden waren. Die Kirche wurde 1159 durch Brand zerstört 277 . 1162 begann man einen Neubau 278 , von dem Pläne und Ansichten aus dem Jahre 1765 auf uns gekommen sind 279 . Danach erschien im zweiten Bau das Querhaus nur in der Äußenansicht. Das plattschließende Presbyterium war querrechteckig und wurde von einjochigen Seitenschiffen begleitet, deren Mauern mit denen der Langhausseitenschiffe fluchteten. Die östlich sich anschließende „Vierung“ (auch dieser Bau war gewestet) war etwas länger als das Presbyterium, aber ebenfalls querrechteckig. Chorschranken sonderten Mittelschiff und Seitenschiff voneinander ab. Das Querhaus gibt sich im Außenbau deutlich zu er kennen. Dieser „Vierung“ schloß sich ein dreischiffiges Langhaus an.
Lisa Schürenberg 280 hat darauf aufmerksam gemacht, daß der altertümliche Grundriß unverständlich erschiene, wenn es sich bei dem Neu-
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