eine Krypta, die vom Nordturm aus zugänglich war. Die Argumente des Inventars 245 , den Bau dem 11. Jahrhundert zuzusprechen, können keineswegs bejaht werden. Die Details weisen auf das 12. Jahrhundert. Das Inventar vergleicht, als Beweis für die Erbauungszeit der Kirche im Jahre 1042 die Treppenanlagen in den Osttürmen mit denen in den Westtürmen des Domes. Gleichzeitig aber läßt es dahingestellt sein, ob die Osttürme in St. Burchard auf Hirsau zurückzuführen sind. Man fragt sich unwillkürlich, wo hier die Beweiskraft der Argumente liegt. Osttürme wie in St. Burchard, am Ende der Seitenschiffe ohne jegliche engere Bindung mit diesen und dem Chor, sind außerdem im Hirsauer Kreise überhaupt nicht zu finden. Hirsauer Einfluß muß also abgelehnt werden.
Schließlich ist noch bei zwei Bauten Hirsauer Einfluß geltend gemacht worden, die nicht im bayrisch-schwäbischen Raume liegen.
Das 1142 von St. Marien bei Knittelsfeld nach Seckau 246 verlegte Chorherrenstift erfreute sich besonders der Unterstützung des Salzburger Erzbischofs Konrad I., der während seines mehrjährigen Aufenthalts in Hildesheim sächsische Kunst kennengelernt hatte und bei seinem Domkapitel die Regel des hl. Augustin einführte. Der 1143 begonnene Bau konnte 1164 geweiht werden. Der Bau ist eine dreischiffige, querhauslose Basilika, die in drei Apsiden endet und Stützenwechsel hat. Die beiden östlichen Joche waren durch einen Triumphbogen, in den Seitenschiffen durch Arkaden, als Chor gekennzeichnet. Der Grundriß zeigt also das typische süddeutsche Schema, während sich im Stützenwechsel sächsischer Einfluß bemerkbar macht. Auch die Detailformen, die Arkadenrahmung, die Zier der Kapitelle und die Doppelturmfassade lassen bei der Verbindung Konrads mit Sachsen nicht auf Hirsauei- Einfluß schließen, sondern zeigen, daß hier Formen aus dem sächsischen Kreis, vor allem Hamersleben und St. Godehard in Hildesheim übernommen wurden. Es ist daher unerfindlich, wenn Ginhart 247 (den einfachen Grundriß, den Stützenwechsel und die Westfront als eine Anlehnung an die „Hirsauer Schule“ anspricht. Vielmehr handelt es sich hier um einen Bau, der in seinen heimischen Grundriß sächsische Motive aufnimmt. Die Dinge werden noch offenkundiger, wenn man in Betracht zieht, daß Konrad in seinem Domkapitel die Regel des hl. Augustin einführte und Seckau als Augustinerchorherrenstift gegründet wurde, denn gerade zu Beginn des 12. Jahrhunderts setzten sich Bischof Reinhard von Halberstadt und Bischof Brüning von Hildesheim für die Verbreitung der Chorherren ein 248 .
Der zweite Bau ist die Benediktinerkirche zu St. Johann im Elsaß, deren Ostteile von Kautzsch 249 in die Jahre 1126/27, deren Westteile und die Einwölbung mit Kreuzrippen zwischen 1130 und 1145 gesetzt werden. Für das Jahr 1127 wird eine Weihe überliefert 250 . Da das Kloster als Priorat von St. Georgen unter Beihilfe Werners von St. Georgen gestiftet wurde, ist Baer 251 bemüht, Hirsauer Einflüsse in der Kirche zu finden. Der Bau ist eine dreischiffige, querhauslose Basilika, die in drei Apsiden endet und im gebundenen System aufgeführt ist; schwächere und stärkere Stützen wechseln. Das Mittel-