Vierung eine Krypta, wodurch die Vierung um elf Stufen gegenüber dem Langhaus erhöht ist. Außerdem sitzen auf den westlichen Jochen der Presbyterienseitenschiffe Türme, eine Turmstellung, die nichts mit der schwäbischen Turmstellung auf dem östlichsten Presbyterienseiten­schiffjoch zu tun hat. Sie geht auf die Art zurück, die wir an Dom­bauten antreffen, wo auch im Winkel zwischen Querhaus und Chor je ein Turm zu stehen kam (Speyer). Auch im Aufbau hält sich die Kirche an rheinische Bauten. So ist der Zusammenhang mit Worms schon lange erkannt worden 209 . Selbst Baer 210 hat schon Ellwangen als nicht dem Hirsauer Geist zugehörig erkannt. Wenn hier im Grund­riß in seiner allgemeinen Art der Typ III angewandt wird, so ist dies nur ein Hinweis darauf, wie allgemeingültig die Grundrißdisposition im Südwesten Deutschlands war. Es ist gleichzeitig ein erneuter Beweis, daß nicht jeder Bau, der dieses Schema aufweist, mit Hirsau in Be­ziehung zu stehen braucht, noch daß in solchen Bauten Hirsauer Reformgeist waltete.

Beim Typ III konnten wir zwei Arten unterscheiden, den von Hirsau direkt beeinflußten Typ, der dem Baugedanken Hirsaus in land­schaftsgebundener Weise umbildet, ohne dabei von den liturgischen Forderungen abzuweichen und die Bauten, die im süd- und südwest­deutschen Raum liegen, die aber bei weitem nicht so konsequent den Typ ausbilden. Ihnen eignen meist auch noch andere als Hirsauer Motive. Das mag damit Zusammenhängen, daß sie nicht direkt von Hirsau aufnahmen, sondern hierzu erst einer Vermittlung bedurften.

Schwäbisch-Bayrischer Typ

Auch für das bayrische Gebiet ist Hirsauer Einfluß in weitem Um­fange geltend gemacht worden. Wir werden zu prüfen haben, in­wieweit er sich auf die Gestaltung der Bauten auswirkte.

Bayern konnte auf eine lange Bautradition zurückblicken, als die Reformbewegung von Hirsau ausging. Hier herrschte der aus Italien kommende Typ der dreischiffigen, querhauslosen Basilika. Selbst die großen Dombauten in diesem Gebiet, zu Regensburg und Augsburg, be­dienten sich dieses Typus, besonders auch des gleichfalls aus dem Süden kommenden Motives des westlichen Querschiffes. Es ist auch nicht uninteressant festzustellen, daß Wilhelm von Hirsau aus Bayern stammte und aus St. Emmeram in Regensburg kam. Wir konnten aber bereits feststellen, daß sich Wilhelm bei Bau von PP nicht an diesen Typ hielt, sondern die Hirsauer Klosterkirche sich oberrheinischer Gewohnheiten bediente. Mettler 211 hat vor allen Dingen die These aufgestellt, daß sich Wilhelm in seiner vorreformatorischen Zeit an das geläufige Schema in Bayern gehalten habe. Mit diesen Argumenten versuchte er namentlich die Kirche zu Sindelfingen zu erklären.

An Stelle einer Bürg gründete Adalbert von Calw, der Herr Hirsaus, 1059 ein Benediktinerkloster in Sindelfingen, das bereits 1066 unter Verpflanzung der Mönche nach St. A. in ein Kanonikerstift um-

5 Hoffmann, Hirsau

65