lösen. Da der Obergaden nicht erhalten ist, und alte Abbildungen des Innenraumes aus der Zeit vor der Einwölbung der gesamten Kirche nicht vorhanden sind, können genaue Rekonstruktionen nicht ge­macht werden. Die Osttürme haben uns bereits oben beschäftigt. Daß man hier in Erfurt nicht dem Vierungsturm, sondern den Osttürmen und zwar schon beim Bau I, den Vorrang gab, ist wohl aus der Lage der Kirche heraus zu erklären, die sich mit ihrer Ostfront der Stadt zuwendet, und somit einen monumentalen Abschluß verlangt. Daß dabei die schwäbischen Osttürme von Einfluß ge­wesen sind, kann wohl keinem Zweifel unterliegen. Wie anders aber dieser Gedanke der Osttürme im Innenraum wirken kann, lehrt ein Vergleich mit der Basilika zu Alpirsbach. Hier nimmt der Turmbau die Hälfte der Seitenschiffe ein. Da sich auch dort die Turmunter­geschosse nicht gegen das Presbyterium hin öffnen, bilden sich größere, abgeschränkte Räume, die als ein Zwischenglied zwischen Seiten­schiffen und Seitenkapellen anzusprechen sind. Wir werden darauf nochmals zurückkommen. Wesentlich für Erfurt ist, daß dietren­nenden Vorlagen, die hier ja zu Trennungswänden geworden sind, keine Seitenkapellen entstehen lassen, sondern wie in Hirsau nur abgeteilte Altarstellen.

Den Typ II zeichnen also, neben den den Reformbauten allgemeinen Merkmalen, folgende besonders aus: Die Presbyterienschiffe schließen platt. Die an den Ostwänden derselben befindlichen Altarstellen wer­den durch kurze, massive Mauerstücke, die wir alstrennende Vor­lagen bezeichneten, voneinander getrennt. Dies geschieht in der Weise, daß zwar voneinander gesonderte Ältarstellen, nicht aber selbständige Altarräume entstehen. Diese Altarstellen öffnen sich nur nach Westen. Zwei Altarstellen befinden sich in den Querhausostapsiden, ihr Schluß ist innen halbrund.

Das Kloster Zwiefalten stand ebenfalls mit Hirsau in engster Be­ziehung 110 . Seine Bauten wurden in der Barockzeit abgetragen und durch neue ersetzt. Die Gründung des Klosters fällt in das Jahr 1089 und wurde in Anwesenheit Wilhelms vollzogen, der auch den Grund­plan entworfen und den Bauplatz abgesteckt haben soll. Letzteren Nachrichten kann wohl nur symbolischer Wert beigemessen werden. 1097 waren die Fundamente fertig, 1103 konnten Altäre im Presby­terium geweiht werden. Zunächst stand dem Konvent ein Hirsauer Mönch vor, dem nach seinem Tode im Jahre 1091 Abt Nogger folgte. Diesen hatte Wilhelm hierzu ernannt. Vom romanischen Bau sind uns einige Ansichten des Außenbaues und der Grundriß der 1738 abge­brochenen Kirche bekannt. Mit diesen Dokumenten und den Quellen zusammen läßt sich einiges, wenn auch nicht viel über die Gestaltung der Ostteile aussagen. Die im Grundriß von 1738 erscheinendeOst­kirche, die sich jenseits des zweijochigen, dreischiffigen Presbyteriums befand, ist vom Inventar mit Recht als Zutat des 17. Jahrhunderts erkannt worden. Demzufolge ist beim Bau der Ostkirche der ehemalige Ostabschluß durchbrochen worden, sodaß uns seine frühere Gestaltung nicht mehr erkennbar ist. Mettler 111 nimmt im Gegensatz zum Inventar dreiaspsidialen Schluß zu. Wir möchten uns mit dem Inventar für einen

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