St. Paul im Lavanttal

man der Ansicht, Presbyterienseitenschiffe seien ein der Reform unbe­dingtes Erfordernis gewesen. Nach Mettler 86 ist dies so zu erklären, daß dieHirsauer Bauschule zwei Kirchentypen besaß, denjenigen mit Seitenschiffen für Großkirchen und denjenigen ohne Seitenschiffe für Kleinmünster, Propstei- und Nebenkirchen. Wir sind über die Liturgie in den Klöstern nur mangelhaft unterrichtet, müssen aber aus der Tat­sache, daß von Hirsauem besiedelte Klöster die Ostbaudisposition von St. Ä. vor dem Umbau übernahmen, schließen, daß die Reformliturgie auch in diesen Bauten verwirklicht werden konnte.

Es wäre merkwürdig, wenn der in St. Ä. vorhandene Typ, der auf Einflußkreuzung zurückgeht, in einem Gebiete, das keine Bautradition besaß, ohne Nachfolge geblieben wäre. Aber eine derartige Typen­übernahme interessiert uns nicht, wenn wir nach dem Vorhandensein einer Bauschule zu fragen haben, die durch die Reform bewirkt wurde. Da die Ostbaudisposition zu allgemeiner Art ist, müssen wir uns bei der Betrachtung der Bauten auf diejenigen beschränken, die auch noch in anderen Zügen Gemeinsamkeiten mit St. A. aufweisen. Hier ist vor allen Dingen das quadratische Langhaus von Wichtigkeit, in dem sich nun aber die Arkadenzahl von vier auf fünf erhöht hat, dem Typ von St. Ä. also ein Joch als chorus minor eingeschaltet wurde.

Der älteste der dem Typ angehörenden Bauten ist die Stiftskirche zu St. Paul i. L., von der uns Weihen in den Jahren 1093, 1101 oder 1102 überliefert sind 87 . Da der derzeitige Bau zweifellos jünger ist, nimmt Ginhart an, daß er wenigstens auf den Grundriß des späten 11. Jahrhunderts zurückgeht. Es ist überliefert, daß noch zu Leb­zeiten Wilhelms Mönche aus Hirsau nach St. Paul kamen, die der Sohn der Stifterin erbeten hatte. Aber nicht nur zu Hirsau, sondern auch zu Niedersachsen hatte das Kloster Beziehungen, wo ein zweiter Sohn der Stifterin den Erzbischofsstuhl in Magdeburg innehatte. Schließlich bestanden auch Beziehungen zu Rheinfranken, wo der Gemahl der Stifterin, Graf Siegfried von Sponheim, zu Hause war. Gerade diese Verbindungen zu Landschaften, in denen dieser in St. Paul

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