standen, nicht gewesen sein. Die Seitenschiffe gehören also liturgisch zum Presbyterium. Wir werden daher im folgenden stets zwischen Seitenschiffen des Presbyteriums, die sich in Arkaden zu diesem hin öffnen und Seitenkapellen, die von ihm durch Mauern getrennt sind, zu unterscheiden haben.
Eine dreischiffige Ostanlage wird stets als „Hirsauer Schema“ bezeichnet. Die Verwendung dieses Begriffes hat soweit geführt, daß sich Dehio 81 bei der Beschreibung von St. Georg in Köln gezwungen sah, diese Anlage als „Hirsauer Schema“ vor Hirsau zu bezeichnen. Man erkennt hier klar, wie irreführend dieser Terminus sein kann. Soll er nämlich aussagen, daß alle Bauten, die eine dreischiffige Ostanlage zeigen, der Reform zugehörig oder von ihr beeinflußt sind, so ist das, wie allein schon das angeführte Beispiel zeigt, falsch. Ver- beek 85 hat klargestellt, daß dieser spezielle Grundriß aus völlig anderen Gegebenheiten resultiert, schon lange vor dem Bau der Hirsauer Großkirche bekannt war und in Deutschland ohne cluniazensischen Einfluß Verwendung fand. Soll aber der Terminus besagen, daß zu einem Bau der Reform dieser Grundriß notwendig gehört, so ist das ebenfalls, wie wir sehen werden, unrichtig. Zudem wird in der kunsthistorischen Literatur kein Unterschied in der Bezeichnung zwischen Bauten mit Presbyterienseitenschiffen und Seitenkapellen gemacht, was von entscheidender Wichtigkeit ist, wie wir oben gesehen haben. Der Begriff „Hirsauer Schema“ ist also aus diesen Gründen unrichtig und irreführend und daher abzulehnen, zumal auch der Ausdruck „Schema“ in unserem Sprachgebrauch eine Bedeutung hat, die der Vielfalt der Ausführungen dieses Grundrisses nicht gerecht werden kann. Er resultiert aus den Gedankengängen des von Dehio und v. Bezold konstruierten Begriffes der „Hirsauer Bauschule“.
Obwohl jeder Bau eine individuelle Lösung in der Gestaltung der Ostteile findet, lassen sich doch Bauten zu gewissen Typen zusammenfassen. Diese enthüllen sich als landschaftlich gebunden, wenn man sie lediglich nach den baulichen Gegebenheiten ordnet. Wir werden darauf noch des öfteren zurückkommen. Diese Einteilung bedeutet keine Schematisierung, sondern soll lediglich dem Zwecke dienen, gewisse Zusammenhänge besser erkennen zu können. Wir werden also bei den einzelnen Typen Grundtendenzen festzustellen haben, die einmal durch die Regel gefordert werden, zum anderen aber solche, die aus landschaftsgebundener Sitte erwachsen.
Wenden wir uns der Betrachtung der Typen zu.
Typ I
Der Typ I geht auf die Grundrißdisposition von St. A. zurück. Das abgestufte System des Ostbaues, die eingezogene Apsis des Presbyteriums, das Querhaus mit den an seinen Ostenden befindlichen, halbrunden Apsiden und das quadratische Langhaus haben wir als für St. A. charakteristisch erkannt. Die Bauten des Typ 1 schließen alle an diesen, der Zeit vor Wilhelms Eintreffen in Hirsau angehörenden Bau an. Die Anwendung dieses Grundrisses wäre unverständlich, ist
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