I

eine Chorschranke zwischen beiden Stützen in Höhe von 14 Schuh) ist neuerlich von Mettler 333 als nicht ganz sicher bezeichnet worden, da diese Schranke, wie Mettler meint, vielleicht aus späterer Zeit stammt. Endgültiges wird sich da nicht sagen lassen. Wie Zwiefalten, so besitzt auch Schaffhausen keinen Winkelturm, obwohl beide auch nie Westtürme besessen haben. In Schaffhausen können wir sicher nachweisen, daß an Winkeltürme nie gedacht worden war. Für Zwie­falten ist das deswegen schwieriger, weil die überkommenen Nach­richten für eine genaue Bestimmung nicht ausreichen. Zwiefalten be­saß, wie alte Abbildungen zeigen 332 , einen Vierungsturm. Für Schaff­hausen nimmt Hecht 334 auch einen Vierungsturm an. Die Tatsache aber, daß man wohl im beginnenden 13. Jahrhundert den noch heute bestehenden Turm im Osten der Kirche baute, die Kirche aber 1150 noch nicht vollendet war, läßt uns diesen Vierungsturm zweifelhaft erscheinen. Zwiefalten hält sich in der Glockenturmfrage an die ältere Lösung von St. Ä. Wenn wir oben gesagt haben, daß auf Winkel­türme verzichtet wird, wenn Westtürme vorhanden waren, so heißt das nicht, daß Winkeltürme vorhanden sein müssen, wenn keine West­türme da waren. Eine Norm ist hier nicht aufzustellen. Älpirsbach nahm den schwäbischen Turmtyp auf. Die 1108 gegründete Kirche St. Gilgen zu Kleinkomburg hat, wie die auch erst im Anfang des 13. Jahrhunderts errichtete Basilika zu Schwarzach, ebenfalls den Pfeiler als letzte Langhausstütze.

Eine dritte Lösung, den Chorus minor zu bezeichnen, findet Wein­garten, das 1124 völlig neu gebaut wurde. Ein glücklicher Fund von Dr. Hugo Schnell hat uns mit dem Grundriß von Weingarten bekannt gemacht 335 . Aus der Beschreibung Buzelins geht hervor, daß im Langhaus auf je ein Mittelschiffquadrat drei Arkaden kommen. Somit ergibt sich auch die andersartige Lösung in Weingarten. Hier nimmt nämlich der chorus minor die beiden letzten Arkaden des Langhauses ein, wie die Pfeiler auf der Zeichnung beweisen. Der chorus minor hätte sonst nur ein Drittel Maßeinheit der Vierung eingenommen, er mußte also um eine weitere Arkade vergrößert werden und wurde somit zwei Drittel Maßeinheitquadrat groß, also größer als die sonstigen, die nur die Hälfte (zwei Arkaden gleich ein Maßeinheitquadrat) einnahmen. In Hirsau PP, wo auch das Langhaus je drei Arkaden auf ein Quadrat zeigt, wurde der chorus minor nicht diesem Maß angepaßt, sondern einhalb Vierungsquadrat groß ange­legt. Das Maß wechselte also bei Beginn der Mönchskirche.

Die nächste Gruppe, die als thüringischer Typ bezeichnet werden könnte, weist den Winkelturm auf. Wenn wir hier Paulinzella, dessen Winkeltürme nicht zur Ausführung kamen und somit die Kirche dem Typ Schaffhausen gleichkommt, an den Anfang setzen, so geschieht das in der Absicht zu zeigen, daß wohl hier die Wiege des Gedankens stand, den Winkelturm auszuführen. Die Gründung Paulinzellas liegt vor 1109. 1112 wird der Bau in Angriff genommen 336 . Nach den Forschungen von Guth 337 wurde die Ostpartie von Hamersleben bis zu den Obermauern in den Jahren 1111 bis 1115 errichtet, die Winkel­türme bis zur Höhe des Triumphbogens. Da Hamersleben keine ur-

88