Mettler auf Grund der früheren Rekonstruktion PP als die erste große Mönchskirche im gebundenen System bezeichnet, so zeigen die nun­mehrigen Grabungsergebnisse, daß das Langhaus dem für diese Zeit üblichen Teilungsprinzip (drei Arkaden auf ein Quadrat) folgt 69 . Die Stützen waren, wie die Zeichnung zeigt, Säulen. Sie zeigen einen noch vergleichsweise massigen Aufbau, was womöglich mit der Arkadenstärke und dem oben eiwähnten Turmproblem zusammen­hängt. Nach Fundstücken zu urteilen, hatten die Basen der Säulen keine Eckzier. Die Kapitelle sind auf der Zeichnung nur andeutungs­weise gezeigt, das eine, etwas differenziertere, läßt sich mit dem auf­gefundenen (jetzt im Bibliotheksaal befindlichen) gut zusammenbringen. Es zeigt die typische Würfelform und läßt dieHirsauer Nase ver­muten. Die Zeichnung bestätigt außerdem, daß die Arkaden des Langhauses die typischeHirsauer Arkadenrahmung aufwiesen, was wiederum durch Fundstücke belegt werden kann. Danach bestanden die Rahmenbänder aus einem Schachbrettfries. In PP befand sich also eine ganz ähnliche Arkadenrahmung wie sie heute noch in Paulin­zella etwa erhalten ist. Horizontale und Vertikale waren in ihrer Gliederung nicht unterschieden.

Durch das Auftauchen der Originalskizze von Hirsau PP aus dem Jahre 1702 klären sich von selbst mannigfache Fragen, die auf Grund der Nachzeichnung aus dem Jahre 1841 aufgetaucht sind. Die Kapitelle mit ihren Palmwedeln, die senkrecht von den Stützen aufsteigenden Pilaster, das sie verbindende Gesims und die Profilierung der Arkaden entpuppen sich als Zutat des Zeichners. Möglicherweise gehen diese Zutaten auf eine andere Zeichnung zurück, die die Kirche in einer barocken Umbildung zeigte, wozu uns Analogien verfügbar sind.

So zieht sich z. B. in Gengenbach über den Arkaden ein Schach­brettfries hin. Dieser wurde in der Barockzeit mit Putz verkleidet und zu einem Gesims umgebildet, das auf stuckierten Pilastern aufruhte, die jeweils von den Säulendeckplatten aufstiegen. Heute ist diese Gliederung noch im westlichen Joch an der Orgelempore erhalten. Auch zeigt das Langhaus von St. Michael in Bamberg, das im 17. Jahr­hundert erbaut wurde, eine ganz ähnliche Wandgliederung. Es ist also durchaus möglich, daß in Hirsau vor der Zerstörung noch gewisse barocke Umbildungen vorgenommen worden sind 70 .

Die Fenster des Langhauses standen achsial zu den Arkaden. Mittel- und Seitenschiff trugen flache Decke.

Da für den Westbau die gründliche Untersuchung von Fiechter vorliegt, können wir uns auf diese Ergebnisse beschränken.

Für die Bauten westlich des Langhauses haben wir drei Bau­phasen zu unterscheiden. Zunächst wurde der Kirche ein 18,3 m langer Vorhof vorgelegt, dessen Mauern mit den Seitenschiffwänden des Langhauses fluchteten. Hart westlich der Basilikenwestwand befanden sich im Norden wie im Süden Türen. Wie aus der am Ende der Südmauer befindlichen Basis eines Eckpfeilers geschlossen werden muß, war der Vorhof gegen Westen in Arkaden geöffnet. Fundament­reste eines durchlaufenden Mauerzuges in Höhe der Basis lassen sich teilweise nachweisen. Über Aufriß und Bedachung dieses Vorhofes

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