halten. Nicht zum Abrupten sind die Blumen da, nicht zum Fan­gen die Schmetterlinge, nicht zum Niederknallen und Ausstopfen die Vögel! Die Natur soll nicht die Tasche, sondern Kopf und Herz bereichern!

Empfehlenswerte Spaziergänge

Wer die Schönheiten unserer Waldidylle ganz genießen will, darf vor kleineren, mitunter etwas anstrengenden Fußmärschen nicht zurückschrecken. Die sogenannten Verdauungsspaziergänge sollen hier nicht erwähnt werden. Der geneigte Leser möge selbst wählen, ob der bequeme Weg ins Lappach- und Hirschtal oder etwa die Ersteigung des Hirschkopfes seiner Gesundheit besser zuträglich ist.

Als Ziel für größere Spaziergänge kann empfohlen werden:

1. Jagdschloß Kaltenbronn. Man wähle am besten den vom Württ. Schwarzwaldverein bezeichncten Weg. Zeitdauer 1 Yi Stunden. Fiir Jagdfreunde ist der Besuch des Jagdschlosses wegen seiner zahlreichen herrlichen Jagdtrophäen, unter anderen auch solchen von seiner Majestät Kaiser Wilhelm II., besonders interessant. Außer dem letzteren weilten hier als Gäste des ba­dischen Großherzoglichen Hauses des öfteren der König von Schweden und die Großfürsten von Rußland zur Auerhahn- und Hirschjagd. Während ihrer Anwesenheit wurden die Herrschaften im Kurhaus Kaltenbronn, dem alten markgräflichen Jagdhaus verpflegt. Das Jagdschloß ist ein einfacher Holzbau; auch die In­nenausstattung hält sich in den einfachsten Grenzen. Bei Winter­sporttreibenden und Touristen erfreut sich Kaltenbronn eines gu­ten Rufes.

2. Wild seemoor und Flohlohmoor*). Dem Naturfor­scher erschließt sich hier ein Arbeitsgebiet von einzigartigem Reiz. Die Moore sind Seeklima-Hochmoore, die einzigen Vertreter die­ser Art in Deutschland. Die Seen, die von der fortschreitenden Torfbildung immer mehr ergriffen werden, sind arm an Lebe­wesen. Der Pflanzenwuchs auf der rauhen, einsamen Hochfläche ist infolge der Nährstoffarmut sehr kümmerlich.

Durch den Holzmangel am Anfang des 18. Jahrhunderts veran­laßt. wurden die Moore auf ihre Rentabilität zur Gewinnung von Torfkohle untersucht und das Ergebnis lautete günstig. In der Praxis stellte sich aber der erwartete Erfolg nicht ein und so wurde die Gefahr, daß das Gebiet industriellen Unternehmungen zum Opfer fallen könnte, verschiedenemal leicht überstanden. Als im Jahre 1919 eine Karlsruher Firma mit der Absicht. Torf im großen zu gewinnen, an den Grofiherzog von Baden herantrat, erhoben sämtliche württembergische und badische Naturschutz- und W T anclervereine dagegen Einspruch, und ihren Bemühungen ist es zu danken, daß das einzigartige Naturdenkmal unange­tastet blieb und als staatliches Reservat erklärt wurde.

3. Hohlohtur m. Gehzeit 2 Stunden. Vom Hohlolnniß führt ein gerader Weg zum 22 m hohen Kaiser-Wilhelm-Turm. Von sei-

*) Wer sich über den Aufbau, die Vegetation und das Werden und Vergehen beson­ders interessiert, sei auf das vorzügliche Werk von Dr. Karl Müller, Das Wildseemoor bei Kaltenbronn, hingewiesen.

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