Enztal ist die größere Gemeinde und zählt 567, Enzklösterle 341 Einwohner. Wenn inan in Betracht zieht, daß diese 908 Menschen auf einer Strecke von rund 8K km entlang dem Tal der großen Enz und deren Seitentälern wohnen, so läßt das einen Schluß auf die weitläufige Siedlungsweise zu.
Siedlung und Besiedlung
Die lockere Ortsform ist in unserer Gegend allgemein auffallend. Die Dörfer auf der Höhe vom Nagold-, Enz- und Murgtal sind meist reihenförmig an der Straße angelegt; der Abstand zwischen den einzelnen Häusern beträgt 50—100 m. Diese Ortsformen bezeichnet man als Reihendörfer im Gegensatz zu den Straßen- und Haufendörfern. Die Ortsform unsrer beiden Gemeinden ist aber noch lockerer als bei den Waldhufendörfern; sie besteht aus Einzelanwesen, die meist von den wenigen eigenen Grundstücken umgeben sind. Diese Siedlungsart, die wir auch im Murgtal antreffen (Huzenbach, Baiersbronn, Röt etc.) bezeichnet man als Taglöhnersiedlungen. Um Mißverständnissen vorzubeugen, sei erwähnt, daß der Begriff „Taglöhner“ im Schwarzwald in sehr erweitertem Sinn angewendet und auf alle die ausgedehnt wird, die nicht soviel Grund und Boden ihr eigen nennen, um sich und ihre Familie davon zu ernähren. Das trifft für die meisten einheimischen Bewohner der Gemeinden Enztal und Enzklösterle zu. Der Eigcnbesitz an Grund und Boden beschränkt sich, von wenigen Ausnahmen abgesehen, auf einige Wiesenstücke und ein kleines Hausgärtchen. Die übrigen Grundstücke, die nötig sind, um einen kleinen Viehstand zu halten, sind von der Forstverwaltung gepachtet. Der Wahl ist zum größten Teil Staatseigentum; die Gemeinden sind nicht in der glücklichen Lage, einen solchen ihr Eigentum zu nennen. Einige wenige Bürger haben Privatwaldungen.
Bauern im wirklichen Sinn des Worts suchen wir hier vergebens. Die Leute sind gezwungen, vorübergehend oder dauernd sich nach anderer Arbeit umzusehen. Die größte Erwerbsmöglichkeit bietet der Wald und die damit zusammenhängende Holzindustrie. Von 27 Familien, die zurzeit ihre Kinder in die Oberklasse der hiesigen Schule schicken, verdienen 17 Familienväter als Holzhauer und Fuhrleute ihr Brot. Der Rest der Ernährer übt meist einen handwerksmäßigen Beruf aus.
Von der gesamten Markungsfläche gehören 99 Prozent dein Wald an, nur 1 Prozent ist der Landwirtschaft nutzbar gemacht. Dieser Teil ist lang und schmal und zieht sich dem Tal entlang Den Talgrund bilden die Wiesen. Die wenigen Ackerstücke werden hauptsächlich mit Kartoffeln, weniger mit Roggen und Haber angebaut und werfen, an der Mühe und Arbeit gemessen, einen bescheidenen Ertrag ab.
Die Besiedelung des oberen Enztals erfolgte, wenn man das „Klüsterlein ze de entz“ und den herrschaftlichen Hetschelhof außer Betracht läßt, erst um den Anfang bis Mitte des 18. Jahrhunderts. Enztal und Enzklösterle sind die jüngsten Siedelungen
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