Nach empfangenem Segen macht jeder Konfirmand einen Rund- gang um den Altar und bringt das Dankopfer.
Die Hochzeiten werden meist Samstags gefeiert. Einige Tage vor dem denkwürdigen Tag geht der ..Hoehzeitliider“, mit Strand und Bändern geschmückt, von Haus zu Haus und bringt sein Sprüchlein an. Unmittelbar vor dem Kirchgang findet die standesamtliche Trauung statt. Das Festessen wird in einem Gasthaus eingenommen, wo sich bald nach dem Schmaus die zahlreichen Gäste einstellen. Jeder Gast wird von dem Brautpaar begrüßt, was zugleich als stiller Wink, daß er noch zu „schenken“ habe, aufgefaßt werden muß. Die Hochzeiten sind sog. Schenkhochzeiten. Das Geschenk besteht aus Geld oder Haushaltungs- gegenständen. Die Gäste leben auf ihre eigenen Kosten. Bis in die frühen Morgenstunden dauert das festliche Treiben, bei welchem besonders das Tanzbein, auch von den älteren Semestern, ausgiebig geschwungen wird. Gewöhnlich findet acht Tage später die „Nachhochzeit“ statt, bei welcher es ebenso „hoch“ hergeht. Es gehört zum guten Ton. daß bei einer Hochzeit jede Familie vertreten ist. Die Zahl der Gäste ist zugleich ein Gradmesser für die Beliebtheit des Brautpaares. Es gibt kein Fest im Wechsel des Jahres, auch nicht die Kirchweihe, das in dem Ausmaß wie die Ilochzciten gefeiert wird.
Von der „Kirbe“, die in andern Gegenden als das Fest angesehen wird, an dem man sich gründlich ausleben kann, ist hier nicht viel zu merken, ln früheren Zeiten wurde sie in größerer Aufmachung gefeiert. Wohl wird noch der unvermeidliche Kirbekuchen gebacken. aber die nachfolgende Begebenheit, von der jedoch nicht behauptet werden soll, daß sie sich hier zugetragen hat, stellt der Qualität desselben nicht gerade das beste Zeugnis aus:
Zwei ehrbare Bürger gingen von dem nach Art der alten Deutschen genossenen Kirbeschoppen nach Hause, ln treuer Brüderschaft und zu gegenseitigem Schutz reichten sie sich die Arme. Dieser Zusammenhalt muß aber nicht fest genug gewesen sein, denn sonst hätte es nicht passieren können, daß der eine von beiden mit dem nassen Element eines Eisweihers Bekanntschaft machen mußte. Doch der andere hatte Gelegenheit, den Beweis für das hohe Lied der Kameradschaft zu erbringen, ln Ermangelung eines modernen Rettungsmittels reichte er dem Hilfebedürftigen ein Stück Kirbekuchen und zog ihn damit ans Trockene.
Das Maien stecken
Junge Leute, die einander „gern sehen“, aber ohne Herzklopfen mit Worten nicht all das sagen können, was das Herz bewegt, bedienen sich häufig der Zeichensprache. Eine solche Liebeserklärung ist das „Maienstecken“. Am Morgen des 1. Mai prangt diesem oder jenem Mädchen ein Birken- oder Tannenbäumchen, mit bunten Bändern geschmückt, an einem deutlich sichtbaren Platz, meist auf dem höchsten Gipfel eines Baumes. Je höher der Maien angebracht ist. desto inniger ist die Verehrung und Liebe. Mit Tages- grauen eilt das Mädchen — vor Freude oder Aerger, wer weiß es zu sagen? — vor das Haus, um den Zeugen öffentlicher Huldigung zu entfernen. Oft gelingt es ihr auch nicht, denn die jungen
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