gelingt es. ihn anzugelien. Der stolze Vogel ist mit dem Rotwild die schönste Zierde unseres deutschen Waldes und es lohnt sich, ihm zu lauschen, wenn er mit gespreizten Schwingen, gefächertem Stoß und aufgeblasener Kehle seine uralte Weise in die däm­mernde Einsamkeit singt und die Heimen umwirbt. Der alte Hahn duldet keinen Nebenbuhler in seinem Revier. Zerzaust und zerschunden müssen die jüngeren Hähne den Balzplatz räumen. Die Nahrung besteht vorwiegend aus Fichten- und Forchcntrie- ben, Beeren und Kerbtieren. Das Fleisch hat einen starken Harzgeschmack.

Das Haselwild, das mit dem Auerwild verwandt, nur bedeutend kleiner ist, findet in unseren Waldungen ebenfalls geeignete Le- bensbedingungen.

Aber unser heimischer Wald wartet nicht nur mit Seltenheiten auf, er bietet überhaupt die Voraussetzungen für ein reichhal­tiges Tierleben. Wir vernehmen das Hämmern des Spechts, das Kuckuck des Frühlingsverkünders, das monotone Geschrei des Mäusebussards, das Schäg-äg des Aichelhiihers, das Uhu des Walcl- kauzes, wir lauschen den verschiedenen Stimmen der befiederten Sänger und haben Gelegenheit, das farbenprächtige Kleid des Eis­vogels zu bewundern.

Es würde zu weit führen, wollte man nur die Namen aller Waldbewohner aufzählen, die Auge und Ohr des Wanderers er­freuen. Andererseits vermissen wir aber auch Tiere, die an­dernorts jedem Kinde bekannt sind. Der Sperling, der fast über­all zum Dorfbild gehört, ist bei uns nicht heimisch. Der Storch, dem es hier sicher nicht an Nahrung mangeln würde, meidet unser Tal. Infolge der Kal kämmt gibt es in unsern Gewässern keine Krebse. Nackte Schnecken kommen in großer Zahl vor. da­gegen sind die Gehäuse tragenden Landschnecken eine seltene Erscheinung. Eidechsen und Nattern meiden den Schatten des Waldes; wie die gefürchtete Kreuzotter, die noch ziemlich häufig vorkommt, halten sie sich gern an clen sonnigen Steinhalden.

Unsere Flur-, Orts- und Waldnamen sind zu einem beträcht­lichen Teil dem Tierreich entnommen. Es sollen nur die nächst- liegenden aufgeführt werden: Hirschkopf, Hirschtal, llirschwald. Hirschbrunnen, Bärenstein, Bärenkopf, Bärloch. Fuchsloch. Fuchs­klinge, Fuchsbau. Dachsbau. Kälberkopf, Kälberwald, Kälbertal. Kälbermühle, Tierwiese, Schneckenkopf, Schneckental. Katzen- steig, Schlangenköpfle, Saulmsch, Rehbrunnen. Hundskopf. Schnep­fenteich. Hiihnerwässerle, Ilühnerberg, Wolfsmühle.

Der letzte Bär wurde 1585 bei Altensteig, der letzte Wolf 1803 bei Wildbad erlegt. In Sprollenhaus befand sich ein Wolfsgar­ten, der 1736 zum letztenmal erneuert wurde. Wir vermissen diese beiden Vertreter des Tierreichs gern, auch die Wildschweine, die seit Beginn des 19 . Jahrhunderts verschwunden sind. Die Fisch- wasserbesitzer haben sicher kein Heimweh nach dem Fischotter und dem Fischreiher, aber auch harmlose und nützliche Tiere sind durch unvernünftiges Habenwollen zum Aussterben ver­dammt worden.

Heute, wo die Jugend mit solcher Freude wandert, ist es eine wichtige Aufgabe, diese Wanderungen zu vertiefen, und das ge­schieht. wenn die Jugend gelehrt wird, Herz und Auge offen zu

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