Burschen sind findig in der Auswahl schwierig erreichbarer Plätze. Der „Maien“ bleibt dann stellen. Iris ihn der Sturm von seiner hohen Warte entfernt. Freut euch, ihr Mädchen, wenn Euch ein schöner „Maien“ gesteckt wird! Aber seid auch vorsichtig, dal? die nächtlichen Spender keine Gelegenheit haben, ihrer Boshaftigkeit Ausdruck zu geben!
Statt des prächtigen ..Maien“ steckt der verschmähte Liebhaber cler Unnahbaren einen abgedankten Reisbesen oder einen Strohwisch vor das Fenster. Ein beihängender Zettel bringt die Schalkhaftigkeit des Spenders zum Ausdruck:
Alte Schachtel hat kein Mann, weil sie niemand leiden kann.
So ist es verständlich, wenn am Morgen des I. Mai die Mädchen zuerst auf den Beinen sind. Auch an sonstigen Streichen lassen es die ledigen Burschen in der Maiennacht nicht fehlen. Fensterläden. Gartentore, überhaupt alles, was nicht angebunden ist, wird verwechselt, Holzbeigen verschwinden am gewohnten Platz und werden als Barrikaden am Hauseingang aufgebaut, Schlitten und Wagen werden abgeschlagen und auf Bäumen oder gar auf dem Dach wieder aufmontiert. Es ist nicht zu verwundern, wenn cler Hausvater am Morgen aus Rand und Band ist und in allen Variationen ein „Loblied“ auf die verkommene Jugend singt. Wie die Mädchen, die laut auf den Unfug des „Maiensteckens" schelten, so geht es vielleicht auch ihm — er freut sich im Stillen, denn „was jung ist will jung sein —
Das ist so Brauch!
Als wir jung waren, wollten wirs auch.“
Die Mundart
Wie bereits oben erwähnt, bildet die Enz eine alte Verwmltungs- uncl Stammesgrenze. Sie scheidet den schwäbischen (Enztal) vom fränkischen (Enzklösterle) Stamm. Schwaben und Franken wohnen heute friedlich neben- und untereinander und scheinen die Zeiten, in welchen das Verhältnis ein äußerst gespanntes w T ar. vergessen zu haben. Wenn auch die einstigen Unterschiede in Sitte und Gebrauch einander angeglichen und verwischt wurden, so haben sich namentlich in der Mundart noch manche Eigenheiten erhalten, die auch hier auf unserm engen Raum noch wahrzunehmen sind:
ein Korb heißt in Enztal Schied, in Enzklösterle Zaine oder Kräfte
fleidelbeer Altensteig nein
Stein und Bein
Fleisch
gewesen
Feuer
Salat
fünf
drei
elf Uhr
Hoabeer Altenstoag noa
Stoa und Boa
Floasch
gsei
Füer
Salöt
fif (Fifbronn)
dri
olfe
1 leibeer Altensteig nei
Stei und Bei
Fleisch
g’wese
Feuer
Salat
fenf
drei
elfe
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