ihrem Unterlauf; denn nur so ist die falsche Benennung erklärlich. Mit Recht sollte eigentlich die Enz als Nebenfluß der Nagold gelten: denn das Einzugsgebiet der Nagold beträgt bei Pforzheim 1145 qkm. das der Enz 526 qkm. An Länge wird die Enz fast um das Doppelte von der Nagold übertroffen und ihre Wassermengc steht ebenfalls hinter derselben bedeutend zurück.
Der Wald
..Der Schwarzwald ist — so paradox es auch klingen mag — von der großen Welt erst in den letzten Jahren entdeckt worden. Er schlief bis dahin, jetzt ist er erwacht. Die Fremdenindustrie hat einen ungeahnten Aufschwung genommen. Wie man früher zur Sommerzeit ins Seebad oder in die Sdiweiz fuhr, im Winter nach Davos oder Arosa. so reist man heute in den Schwarzwald. Das gehört jetzt zum guten Tonn“. Mit dieser verspäteten Entdeckung ist auch unser, von dem modernen Komfort der großen Kur- lind Badeplätze noch unberührter „Hinterer Wald“ zu Ehren und Würden gekommen. Wer Tee und Tanz, klingende Musik und dergleichen Belustigungen sucht, darf nicht hieher kommen. Was ist es. das die Fremden, die zum Teil seit zwei Jahrzehnten Jahr für Jahr ihre Ferien hier verbringen, in unser stilles Tal zieht? Die größte Anziehung übt wohl der Wald aus. Es wäre ein verfehltes Bemühen, die Schönheiten des Waldes zu preisen und es sei dem geneigten Leser empfohlen, das erhabene Schweigen und die beseligende Ruhe zu genießen.
Ein Blick zeigt, daß unser Wald in stark überwiegendem Teil aus Nadelhölzern besteht. Nur im Herbst, wenn die Blätter sich färben, sieht man die Laubbäume wie bunte Blümchen auf der Frühlingswiese aus dem dunklen Grün ihrer Umgebung lieraus- sdiauen. Im badischen Teil des Schwarzwaldes nimmt das Laubholz 52 v. II. der Gesamtfläche ein. im wiirttembergischen nur 5 v. II. Wenn man die in allerletzter Zeit vorgenommenen Aufforstungen mit Laubhölzern außer Betracht läßt, entfällt in unsrer Gegend kaum 1 v. H. auf den Laubwald. Reine Laubholzbestände gibt es nicht. Nicht immer war dieses Uebergewicht des Nadelwaldes so stark, es ist eigentlich erst in den letzten Jahrhunderten so deutlich hervorgetreten. Noch heute finden wir in den * Waldungen alte Eichenstöcke, die den Unbilden der Zeit getrotzt haben, und die Ortsnamen Aichelberg und Aichhalden berechtigen zu dem Schluß, daß einst in unsrer Gegend ausgedehnte Eichen- waldungen anzutreffen waren. Die Tatsache, daß von den Bewohnern zum Bau der Häuser Buche und Eiche dem weichen Nadelholz vorgezogen wurden, und die Art der Bewirtschaftung beziehungsweise Nichtbewirtschaftung des Waldes, die fich mit den Erfahrungen der heutigen Forstwirtschaft nicht vereinbaren läßt, haben zu einem Raubbau geführt, dem die Buchen- und Eichenwälder zum Opfer fielen. Durch den steigenden Bedarf griff man zu schnellwüchsigen Holzarten und so kam es, daß Tanne und Forche in einem Maße verbreitet sind, das für den Bodenzu- stand und für das Waldganze als ungesund bezeichnet werden muß.
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