des ganzen Bezirks und infolge dieser Jugendlichkeit vermissen wir auch die charakteristischen Merkmale der Schwarzwaldhäu- ser. Um die großen Schwarzwalderstuben mit der den mächtigen Kachelofen umgehenden Ofenbank, den niederen Schiebefenstern, dem eichenen Deckengetäfer und den buntbemalten Türen kennen zu lernen, müssen wir uns in den auf der Höhe zwischen dem Enz- und Nagoldtal liegenden Dörfern Hinsehen. Seit die Holz- gercchtigkeiten zum Teil beschränkt, meistens aber ganz aufge­hoben wurden und die Beschaffung des Brennmaterials den Geld­säckel stark in Mitleidenschaft zieht, ist man von den großen Stuben abgekommen. Mit wenig Phantasie gelingt es uns, aus diesen großen Wohnräumen eine Werkstatt zu machen, in wel­chen in den langen Winterabenden die Spindel surrte, Körbe ge­llochten und Schindeln gemacht wurden. Das letztgenannte Ge­werbe ist auch heute noch nicht ganz erloschen, denn nach Schin­deln zum Verkleiden der Häuser ist immer Nachfrage vorhan­den. Bei der vielfach freien Lage und dem rauhen Klima be­dürfen die Häuser eines besonderen Schutzes gegen Regen. Wind und Kälte. Ein Verputz kann erfahrungsgemäß, dem anprasseln- den Regen nur kurze Zeit standhalten und die Balken wären der Fäulnis ausgesetzt. Mit der Verschindelung hat man sich an das wind- und niederschlagsreiche Klima des Schwarzwaldes ange­paßt. Oft sind es nur die Wetterseiten, bei uns die Siid- und Westseite, welche durch Verschindelung geschützt werden. An älteren Gebäuden, an Scheuern und Schöpfen findet man in der Regel die Vertäferung: die Wände sind mit langen Brettern ver­schalt und die Ritzen mit Leisten verdeckt. Die Verschindelung hat sich als dauerhafter erwiesen und wird dementsprechend heute bevorzugt. Auf eine Bretterverschalung werden die Schin­deln in dreifacher Lagerung schuppenartig iibcreinanderliegend aufgenagelt. Die Schindeln, die verwendet werden, haben meist clas Einheitsmaß von 5 X 16 cm. Der Anstrich mit Oelfarbe, für welchen Gelb. Braun und Grün bevorzugt werden, hält die schä­digenden Einflüsse des Wassers fern und ein sorglicher Hausvater, der darauf bedacht ist, einen Neuanstrich rechtzeitig vornehmen zu lassen, ist der Sorge, daß die Verschindelung zu seinen Leb­zeiten erneuert werden muß, enthoben, selbst wenn er clas bib­lische Alter überschreitet. Die Verschindelung am Schulhaus hat seit dem Jahre 1847 dein Sturm und Wetter standgelialten, ohne daß größere Ausbesserungen daran vorgenommen wurden.

Zur Zeit als die Holzrechte noch nicht abgelöst w T aren, wurden die Häuser auch mit Schindeln oder Brettern bedeckt. In einer alten Beschreibung aus der Zeit vor etwa 100 Jahren heißt es: ..Die Häuser sind alle, nur wenige ausgenommen, mit Schindeln oder sog. Dachbrettlein gedeckt. Ein Schindeldach kann 40, ein Bretterdach 2530 Jahre halten. Audi ist an vielen Häusern der vordere Giebel mit Schindeln oder Brettern verschlagen und häu­fig rot bemalt.

Die schmucken Häuschen beleben das Landschaftsbild und schauen, von der Ferne gesehen, wie neckische Aeuglein aus dem saftigen Grün der Wiesen und dem dunklen Hintergrund des Wahles heraus. Die Größe des Hauses ist vielfach ein Gradmes­ser fiir die wirtschaftliche Leistungsfähigkeit des Besitzers.

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