hältnisse. Durch das Aufhören der Klosterschule war auch für die Klosterzugehörigen die geistliche Versorgung weggesallen. Der Pfarrer von Althengstett, Joh. Peter Beßler, versah von 1692 — 1698 die Hirsau er Pfarrei nebenamtlich, bis derselbe 1698 der erste Hirsauer Pfarrer wurde. Die bei der Zerstörung wie durch ein Wunder verschont gebliebene Marienkapelle wurde zur Ortskirche'eingerichtet.' Die Amtswohnung des Pfarrers war'bis zur Erbauung des jetzigen Pfarrhauses in dem, neben diesem stehenden, Lutz'schen Gebäude.
Der Titel »Abt zu Hirsau" wurde auch weiterhin noch verliehen, doch befanden sich nun diese „Titularäbte" nicht mehr in Hirsau; es waren meist Konsistorialräte, Hosprediger oder Professoren der Landesuniversität, welche in Stuttgart oder Tübingen ihr Amt ausübten. Es war aber gebräuchlich, daß ein solcher Geistlicher bei der Verleihung des Titels „Abt zu Hirsau" sich persönlich bei den Klosterbeamten und den einberufenen Schultheißen deS KlosteroberamtS in Hirsau vorstellte; eine Antritt-Predigt am Orte hielt und auch weiterhin in schriftlichem Verkehr mit dem Klosteramt blieb.
Unter diesen Titularäbten ragen besonders hervor: Joh. Osiander, der nicht nur als Gelehrter, sondern auch als Politiker und selbst als Kriegsrat und Kommandant der Stadt und Festung Tübingen sich einen Namen erwarb. Philipp Heinrich Weißensee, ein vielseitiger Gelehrter und gleichzeitig Liederdichter, Lehrer des späteren Hirsauer Pfarrers und nachherigen Prälaten Oetinger, von welchem unten noch die Rede ist. Von dem Prälaten Weißensee wurde in der Hirsauer Kirche der Repetent Steinhofer zum Hofprediger in Ebersdorf (Sachsen) ordiniert. Der Reichsgraf Heinrich XXIX. war dabei selbst gegenwärtig. Auch der Prälat Göritz glänzt unter den Hirsauer Aebten. Neben seinen Aemtern in Stuttgart lag ihm auch das Kloster Hirsau sehr am Herzen. Der damalige Klosteramtsschreiber'sagte später von ihm, daß da- Andenken dieses Mannes mit goldenen Griffeln in die Herzen