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Abt Wilhelm unä seine Zeit.
Die große Bedeutung, die Abt Wilhelm und mit ihm das Kloster Hirsau in der zweiten Hälfte des 11. Jahrhunderts erlanate, ist heute viel zu wenig bekannt. Es darf mit gutem Gewissen gesagt werden, daß Abt Wilhelm zu den größten Männern zählt, die Württemberg je gehabt hat und mit dem Namen des großen Abtes war und bleibt der Name Hirsau verbunden. Dieser Mann ist es wert, daß wir seine Persönlichkeit und seine Geschichte hier näher betrachten.
Als Wilhelm 1069 zum Abt nach Hirsau berufen wurde, war er bereits ein gereifter Mann, der die Mittagshöhe des Lebens Wohl schon überschritten hatte. Ein genaues Geburtsdatum ist nicht bekannt, ebensowenig sein Geburtsort. Wir wissen nur, daß Wilhelm von Geburt ein Bayer war und angesehenen Eltern entstammte. Schon als Knabe wurde er dem Kloster S:. Emmeram zu Regensburg übergeben und dort von dem vortrefflichen Lehrer Otloh, Vorsteher der Klosterschule,gebildet. Wilhelm übertraf schon in jungen Jahren alle seine Mitschüler. Einer derselben war Ulrich von Zell, der spätere Prior des berühmten Klosters Cluny in Burgund, welcher bis ins hohe Mannesalter ein inniger Freund Wilhelms blieb und ihn auch später einigemale in Hirsau besuchte. Ein anderer seiner Mitschüler, Gerald, wurde Kardinalbischos von Ostia.
Die Ausbildung Wilhelms war keine einseitig theologische, denn wir finden bei ihm, da er später Mönch in St. Emmeram') war, hervorragende naturwissenschaftliche und musikalische Kenntnisse. Der Scholastiker Aribo schrieb um die Mitte
*) Zwischen äsm Kloster Linsieäeln, woher äie Hirsauer Mönche stammten unä 8t. Lmmerain zu Kegensburg bestanäen nahe Le- ziehungen, äa äas letztere Kloster von Linsieäeln aus zu Anfang äes elften Iahrhunäerts reformiert wuräe.
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