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Hirsau währenä unä nach äem äreihlgjährigen

Krieg.

Kaum war in Deutschland die erste Jahrhundertfeier der Reformation vorüber, da zogen sich die Wolken am politischen Himmel gefahrdrohend zusammen: sie verkündigten den Ausbruch des dreißigjährigen Krieges. Dieser unseligste aller Kriege hat auch in Hirsau seine Spuren zurückgelasfen.

Die Klosterschule war bei Ausbruch des Krieges in blühen­dem Stand; ihr Vorsteher war zu jener Zeit der Prälat Paul Rücker, der sein Amt ruhmvoll verwaltete. Zu seinen Lebzeiten gingen die Schrecken des Krieges noch an den Mauern des Klosters vorüber, umso unheilvoller erlebte sie sein Nachfolger Albrecht Bauhof. Infolge des von Kaiser Ferdinand II. erlassenen Restitutionsedikts (Mai 1629) sollten alle, von den Protestanten seit 1552 erlangten Kirchengüter den Ordensbrüdern zurückgegeben werden. Die Durchführung dieses Edikts wurde trotz aller Vorstellungen der protestantischen Fürsten und Prälaten zum großen Teil mit militärischer Gewalt erzwungen. Im Spätsommer des Jahres 1630 rückten 8000 Mann kaiserlicher Truppen in Württemberg ein und nahmen von den Klöstern Besitz. Auch Hirsau er- eilte das Geschick. Der Prälat Bauhof, der samt der ganzen Klosterschule damals vertrieben wurde, machte später hierüber folgenden Eintrag ins Kirchenbuch:1630. den 6. September ist die hochleidige execution i) und clekormation*) im Kloster Hirsau, wie auch in vorgehenden und nachfolgenden Tagen die übrigen Klöster in diesem Herzogtum militari manu') vollzogen worden, haben sich an 8000 Mann Kaiserlicher Völker im Land befunden. Da dann die schöne Kirche zu

h Vollstreckung: ') Entstellung; ») mit militärischer Gewalt.

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