Bei Anwesenheit der fürstlichen Herrschaften in Hirsau kam es öfters vor, daß dieselben bei einer gerade stattfindenden Taufe die Patenstelle bei ganz einfachen Leuten übernahmen. So steht im Kirchenbuch bei dem Taufeintrag betreffend ein Kind von Ebersbühl: „Der Gevatter ist der durchlauchtig hochgeboren Fürst und Herr Ludwig Hertzog zu Wirtemberg unser gnädig Fürst und Herr, der dazumal eben hier war im Hirsch-Jagent.« Der Herzog Friedrich, der sich 1595 längere Zeit im Jagdschloß aufhielt, erscheint sogar dreimal als Pate.
Die Fürstlichkeiten besuchten vom Schloß aus die Gottesdienste in der Peterskirche. Eberhard III. (1628-1674) soll mit Vorliebe dem Psalmengesang der Klosterschüler zugehört haben. Um die Verschönerung des Klosters machte sich der kunstsinnige Herzog Friedrich I. verdient, indem er die, auf Abt Blasius zurückgehenden Gemälde beider Refektorien 1606 wiederherstellen ließ.
Im Jahr 1609 wütete abermals die Pest und wiederum war es Hirsau, das als Zufluchtsort für einen Teil der Universität Tübingen ausersehen wurde. Diesmal verlegte man das, von Herzog Ludwig eingerichtete Adelskollegium ins Hirsauer Kloster. Unter diesen adeligen Studenten befanden sich sieben Fürstensöhne, nämlich die Prinzen Friedrich Achilles und Magnus von Württemberg, drei Prinzen von Sachsen-Lauenburg und zwei von Holstein, ferner Grafen, Freiherrn und Edle mit ihren Hofmeistern. Es ist anzunehmen, daß diese Herren zum größten Teil im herzoglichen Schloß untergebracht wurden und hier ihre Studien weitertrieben. Sie blieben in Hirsau bis zum Frühjahr 1611.
Ueber das Zusammenleben der Kloster- und Schloßinsassen, sowie über sonstige Einzelheiten gibt uns ein Tagbuchbericht des, schon mehrfach erwähnten, Professors Crusius vom Jahr 1593 einigen Aufschluß, y Crusius besuchte damals seine Frau
*) Flbgeäruckt in: Blätter äes württemb. Schwarzwalckvereins. gan. 1894: Lin Besuch in Liebenzell unä Hirsau vor 300 llahren, von Dekan Schmoller, Derenäingen.