des 11. Jahrhunderts über eine neuartige Flöte, welche Wilhelm konstruiert habe; er nennt denselben einen Orpheus und Pythagoras. Noch in Regensburg verfaßte Wilhelm zwei bedeutende Werke, eines über Astronomie und eines über Musik. Seine naturwissenschaftlichen Kentnisse machten ihn schon damals weit berühmt. In dem Prolog, den er seinem Werk über Astronomie voransetzte, schildert er selbst, daß sich die Meister der Wissenschaft an ihn wandten und Schüler sich zu ihm herandrängten. Wir modernen Menschen müssen dabei bedenken, daß zu jener Zeit die Klöster die einzigen Bildungsstätien jeglicher Wissenschaft waren.

Auch ausgedehnte Reisen machte Wilhelm im Auftrag des Klosters St. Emmeram und wir werden in der Annahme nicht fehlgehen, daß er, der svätere große Baumeister auf diesen Reisen die Gelegenheit wahrnahm, die verschiedenen Kirchen- und Klosterbauten zu studieren.

Der Charakter Wilhelms war ein ganz vorzüglicher. Innige Frömmigkeit und aufrichtige Liebe zu seinen Neben­menschen waren die Grundzüge seines Wesens; dabei besaß er eine auße, ordentliche Talkrait. Seine Gestalt war groß und schla k; die Stimme volltönend. T>otz seiner hervor­ragenden Geistesgröß? war Wilhelm persönlich sehr bescheiden und demütig. Als Abl lehnte er alle Bevorzugungen in Speise und Trank ab, wollte auch aut alle Ehrerbietungen seitens seiner Mönche verzichten, doch ließ der Konvent solches nicht zu. Aus seinen weilen Reisen, die er im Dienst seines Amtes unternahm, bediente er sich statt eines stolzen Rosses meist eines Maultiers. Vorbildlich war auch seine seelsorgerliche Art, denn über allen großen Plänen vergaß er nicht den Dienst der Liebe im Kleinen. In der Beurteilung seiner Nebenmenschen war er, der stets das Beste voraussetzte, oft ein zu großer Dptimist und das manchmal getäuschte Vertrauen bereitete ihm öfters inneres Leid. Es war dies vielleicht eine Schwäche seines Charakters, aber der Mann wird uns deshalb nicht kleiner erscheinen.