Flößerei vorzustellen. Und docli ist noch es gar nicht so lange her. seit das letzte Floß talabwärts gezogen ist. Im Standesregister ist der Beruf der Flößer noch nicht ausgestorben und in Gompelscheuer leben noch verschiedene Vertreter dieser ehrbaren Zunft. Das letzte Floß soll im Jahr 1921 auf der kleinen Enz befördert worden sein.
Tn den Städten am Rand des Schwarzwaldes herrschte immer Nachfrage nach Holz. Die Wege waren aber in früherer Zeit, wenn überhaupt solche vorhanden waren, so schlecht, daß eine Beförderung des Holzes mit Fuhrwerken unmöglich war. Der Fluß bot die einzige Möglichkeit, das Holz aus den tiefen Waldungen herauszubringen. Schon aus den Jahren um 1300 liegen urkundliche Berichte vor, die besagen, „daß das Holtz do har kommet uffe de Kintzigen“. Akten aus derselben Zeit weisen nach, daß auch schon auf der Murg geflößt wurde.
Etwa 200 Jahre später gibt Sebastian Münster einen Bericht, in welchem auch die Flößerei auf der Enz erwähnt wird und der folgenden Wortlaut hat:
„Das Volck, so bei der Kvntzig wohnt, besonders umb Wolfach. ernehret sich mit den großen Bawliöltzern, die sie durch das Wasser Kvntzig gen Straßburg und den Rhein flötzen und groß Geld jährlichen erobern. Deßgleichen thun die von Gerspach und andern flecken; die an der Murg gelegen sind, die das bauwholtz durch die Murg in den Rhein bringen, gleichwie die von Pforzheim durch die Enz groß flötz in den Neckar treiben. Also mag ich auch sagen von der Tonaw, die ihren fluß gegen der Sonnen au ff gang hat."
ln den Tälern, in welchen die Flößerei stark betrieben wurde, schlossen sich die Schiffer zu Genossenschaften zusammen, um die Wasserwege im Stand zu halten und den Betrieb zu regeln. Die Murgflößer hatten sogar ihren eigenen Wald, der unter dein Namen Murgschifferschaftswald, kurz Schifferwald, an das Eorstamt Enzklösterle angrenzt. Die Murgschifferschaft hat sich Jahrhunderte bis in die Neuzeit erhalten. Sie hat im Murgtal eigene Sägewerke für ihren etwa 20 000 Morgen umfassenden Waldbesitz. ..Sie besaß diesen Grundbesitz schon, als sie aus dem Dunkel der Zeit in das Licht der Geschichte eintrat, ln einem 1870 erschienenen Buche „Die Murgschifferschaft in der Grafschaft Eberstein“ legt Ennninghaus die Sache folgendermaßen zurecht: Als nach den Kämpfen zwischen den Alemannen und Franken wieder mehr festere Ansiedlungen gegründet wurden, bildeten die Ansiedler in der Waldmark des Murggebiets eine Markgenossenschaft. Nach und nach bildeten sich Einzelagenturen, indem einzelne aus der Markgenossenschaft ausschieden und für sich hausten. Sieben Stämme hielten beieinander aus und bewirtschafteten ihre Wälder und Felder gemeinsam, bauten am Flusse Sägmühlen an und legten den Grund zum Holzhandel des Tals. Wann diese Murgschifferschaft mit ihrem Waldbesitz entstanden ist, mit ihrer eigenartigen Einteilung in 7 Stämme, und mit ihren eigenartigen Rechten, weiß niemand. Die Anrechte an diese Sägemühlen und Waldkomplexe sind in kleine Portionen geteilt, können verkauft, verliehen und verpfändet werden und heißen von jeher „Schifferhändel“, „Bordschiffsreste“. Die Schifferschaft hat eine eigene Be-
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