2. O Schwarzwald. o Heimat, wohl hat mir die Welt Mit köstlichen Wundern die Seele geschwellt:

Die lachende Ferne erschloß ihre Pracht

Doch hat ich in Liehe stets deiner gedacht,

Im Traum sah ich winken die schwarzdunkeln Höhn.

O Schwarzwald, o Heimat, wie hist du so schön!

3. O Schwarzwald, o Heimat, dein Rauschen erklang Tns Träumen des Kindes wie Wiegengesang.

Und später, da gabst du dein weites Revier Zum Tummelplatz fröhlichster Spiele mir.

Die lauschigen Täler, die schauenden Höhn

O Schwarzwald, o Heimat, wie hist du so schön!

4. O Schwarzwald, o Heimat, noch heut füllt die Brust Ein Nachklang der schwärmenden, brausenden Lust,

Mit der du die Stirn mir heim Maitrank bekränzt.

Wo Schönheit und Liebe den Becher kredenzt,

Bei Tanz und bei Liedern und Waldhorngetön

O Schwarzwald, o Heimat, wie hist du so schön!

3. O Schwarzwald, dein Zauber bleibt ewig und neu,

Drum lieh ich dich innig, drum lieb ich getreu.

Und kommt einst mein Stiindlein, hei dir nur allein.

Von dir überwölbt, will begraben ich sein,

Wo Waldvögel jubeln von frühroten Höhn

O Schwarzwald, o Heimat, wie bist du so schön!

Von Ludwig Auerbach.

Nur ein mit seinemschwarzen Walde eng verbundenes, von tiefem Heimatgefühl durchdrungenes Gemüt kann so sprechen. Man sagt zwar dein eingeborenen Schwarzwälder nach, daß er den landschaftlichen Reizen und Schönheiten blind und stumpfsinnig gegeniiberstehe. Das mag für einen kleinen Teil zutreffen. Die große Mehrzahl, und das gilt besonders für die Bewohner des oberen Enztals, hängt mit Liebe und Ehrfurcht an ihrer abge­schiedenen Waldheimat. Sie verstehen es nur nidit, ihrer Be­wunderung in hochklingenden Worten Ausdruck zu geben. Das aber als Teilnahmlosigkeit oder gar Stumpfsinn zu deuten, wür­den sie sich verbeten.

Wer die Oberaintskarte zur Hand nimmt und die Oberamts­grenzen einer näheren Betrachtung unterzieht, kann schon daraus schließen, daß das Fleckchen Erde, auf welchem die Dörfer Enztal und Enzklösterle liegen, ein ganz begehrtes Plätzchen sein muß. Auf engem Raum stoßen hier die Oberämter Calw, Nagold. Neuenbürg und Freudenstadt zusammen. Das Gasthaus zum Waldhorn in Enzklösterle gehört beispielsweise zum Oberamt Neuenbürg, das Nachbarhaus, die Bäckerei von K. Girrbach in Enztal zum Oberamt Nagolcl und die Erhardsche Villa zum Ober­amt Calw. Die Oberamtsgrenze, die zugleich auch Markungs­grenze ist, verläuft in der Mitte des Enzbetts; nur auf einer kur­zen Strecke vor demWaldhorn (siehe dort die beiden Ober­amtstafeln) wird diese Linie unterbrochen. Diese alte Verwal­tungsgrenze ist außerdem noch Stammesgrenze, sie trennt die

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