Quelle, dem Ursprung der Nagold. Dort erquickte sie sich und nannte die Quelle Irrnagold. Lange Zeit saß sie träumend da. Plötzlich vernahm sie den Hufschlag eines Pferdes und gewahrte einen vorübersprengenden Reiter. Sie rief denselben an, aber wie erstaunte sie, als sie den Geliebten erkannte. Trotz ausdrück­lichen Verbots seines Herrn war er auf eigene Faust davonge­ritten, um nach der Geliebten, deren langes Ausbleiben im Schloß auffiel, zu spähen. Freudig hielten sie sich umschlungen: dann verabredeten sie, so rasch als möglich zu fliehen, bevor die Schloß­knechte auf ihre Spur kämen. Die Flucht gelang. Vor Gram über

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Wtldsee bei Kaltenbronn

den Verlust seines einzigen Kindes starb der alte Graf und bald konnten die Flüchtlinge zurückkehren, um das väterliche Erbe zu übernehmen. Der Falkner war der Gemahl des Fräuleins und beide lebten in Glück und Frieden.

Aus Dankbarkeit gegen das Schicksal, das sie vereint, schenkten sie den Altensteigern tausend Morgen Wald und bauten bei der Nagoldquelle ein Kirchlein, das heute noch steht und von den frommen Waldbewohnern fleißig besucht wird. Auch den Armen erwiesen sie Wohltaten, wann und wo sie konnten.

Von jung und alt betrauert starben beide rasch nacheinander, und, damit sie auch im Tod vereint seien, bettete man sie im Friedhof neben der von ihnen erbauten Kirche in gemeinsamer Gruft.

Weil aber die Gräfin ohne den Segen des Vaters gehandelt hat, darum durfte sie im Grab keine Ruhe finden. Sie sitzt, wie einst als Fräulein, traurig bei der Quelle und erst, wenn ein Paar sich in der Kirche von Urnagold ohne den Segen der Eltern trauen läßt, kann sie von der Braut, der sie nachts erscheint, erlöst wer-

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