gestört nächtigen konnten. Als geeignetster Platz erwies sich zwischen dem Nagold- und Murgtal die Stätte, wo hernach das Enzklösterle erstand.

Dieser Ort, an welchen man schwer hinkam und ebenso schwer von dort wieder den Weg zu den Menschen finden konnte, schien den Rittern noch zu einem andern Zweck als sehr geeignet.

Lästige Mitbewohner der Rittergutsbesitzer waren oft deren eigene Brüder, die kein Anrecht auf das dein Aeltesten zugefal­lene Erbe hatten. Als Enterbte waren sie stete Störer des Burg­friedens. Ein ähnliches Mißverhältnis bestund zwischen der Burg­frau und deren Schwägerinnen, die mit ihr das Wohnrecht im Schloß teilten.

Rücksichtsloses Bestreben des erstgeborenen Ritters war es in den meisten Fällen, die nach ihm das Licht der Welt erblickenden Brüder und Schwestern baldmöglichst aus dem Schloß loszube­kommen. Die beste Gelegenheit hiezu boten damals wie zum Teil heute noch, die Klöster. Es ist uns nun auch begreiflich, wa­rum als Stifter auch des Enzklösterleins Ritter genannt werden.

Im Jahr 1145 legten die Herren von Hornberg' bei Zwerenberg den Grundstein zum Enzklösterle. Bischof Hermann von Konstanz weihte das Kloster an der Enz. Die dort eintretenden Klosterbrü­der hatten sich den Regeln des hl. Benedikt (529 n. Chr.) unter- zuordnen. Gewöhnung zu rechter christlicher Liebestätigkeit war dessen Hauptgrundsatz. Die Zeit der Mönche sollte mit Gottes­dienst, Studium und Handarbeit ausgefüllt werden. Der Gottes­dienst wurde im Enzklösterle in der auf einer Anhöhe dem Klo­ster gegenüberstehenden Kapelle abgehalten. Das Studium be­stand hauptsächlich im Lesen und Abschreiben der Bibel. Erlaubt war auch die Beschäftigung mit clen Werken alter griechischer und römischer Schriftsteller.

Die Handarbeit bestand im Felderumgraben. Durch die unver­drossene Arbeit der Klosterinsassen wurde ums Klösterle herum die Wildnis gelichtet, ln neuer, schöner Gestalt erschien jetzt clen durchziehenden oder rastenden Rittern das Enztal in jener Gegend.

Freiwillig hat sich vielleicht manch weltmüder Ritter selbst in die Einsamkeit des Klosters zurückgezogen, um an seinem Le­bensabend die Sünden seiner Jugend hier abzu büßen. Es kam aber auch nicht selten vor. daß Edelknaben im Alter von 10 Jah­ren schon dein Abt übergeben wurden, um sie zeitlebens hinter Klostermauern geborgen zu wissen. Solch geistig und körperlich noch unreife Wesen waren leicht zum Ablegen des Mönchsgelüb­des zu bewegen. Zeitlebens waren diese Klosterbuben dann ins Kloster verbannt und das Ziel des erbberechtigten, in der Burg bleibenden ältesten Bruders war damit erreicht.

Auf ähnliche Weise wurde manches Ritterfräulein ins Kloster gesteckt. (Das der Sage nach in Nonnenmifi gestandene Nonnen­kloster wäre Zeuge von deren Leid gewesen.) Bei zunehmender Reife erst wurden sich solche Mönche und Nonnen ihrer natur­widrigen Fesseln bewußt.

Ach. ach, ich armes Klosterfräulein! O Mutter, was hast du gemacht! Lenz ging am Gitter vorüber, hat mir kein Bliimlein gebracht! so wehklagten die verstoßenen Ritterfräulein hinter ihren Gitterfenstern und Klostermauern in clen erwachenden Friih-

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