-4. Felix Bidembach wurde ich begrüßt, der dem eben in Hirsau befindlichen Herzog Ludwig von mir sagte. So wurden wir, ich und Dr. Pappius (ein Reisebegleiter des Crustus), den man von Calw holen ließ, gnädigst zum Frühmahl des Herzogs befohlen. Es begrüßte mich auch der edle Herr Graf Conrad von Tübingen, ein stattlicher junger Herr mit blonden Haaren, der neun Jahre vorher in Tübingen studiert hatte. Der Herzog selbst grüßte mich gnädig. Darauf wurden Pappius und ich nach den andern an die Tafel des Fürsten gesetzt und mußten beide den »Lonaventurs Mllkomm" austrinken. Es war das ein großer, innen und außen ver- goldeter Pokal ungefähr 3 Quart (etwas mehr als ein Liter) Wein fassend. Es fiel mir das schwer, da ich kein Vieltrinker bin wie andere. Doch ich tat es. Der Herzog trank mir zu, auch Melchior Jäger und Graf Conrad von Tübingen. Es wurden witzige Gespräche geführt. (Nachdem Crusius die Reihe der Tischgesellschaft, unter welcher auch Abt Brenz vorhanden war, genau angegeben, fährt er fort): Nach dem Mahl reichte der Herzog wie den Andern, so auch mir die Hand. Ich dankte ihm für seine Gnade und wünschte ihm alles Gute.
Von da führte mich lVl. Felix Bidembach hinauf in die Bibliothek, einen großen schönen Raum. Es ist daselbst ein Pergamentcodex, von ganzen Kalbshäuten, vier Spannen meiner Hand lang, zweieinhalb breit, ziemlich dick und schwer zu tragen, eine Missale. i)
Endlich verabschiedete ich mich von dem Herrn Abt und den andern Theologen.'
Zum Schluß bemerkt Crusius noch: „Ich wundere mich, daß die Alten ihre Wohnungen in so waldigen Plätzen, zwischen den höchsten Bergen eingeschlossen, bauen mochten. Allem im Sommer ist die Gegend sehr angenehm, "j
i) Lessing, äer äurch äte oben angeführte Leschreibung Neicharts von äiesem äicken Buch in äer Hirsauer Bibliothek erfuhr, hat sich zu seiner Zeit äen liopf äarüber zerbrochen, was wohl in äiesem Buch gestanäen haben möge. Nun erfahren wir äurch Lrusius, äatz es eine Missale (— Metzbuch) war.
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