Daß aber der Grundplan von einem Hirsauer stamme und daß dieser Plan der Aureliuskirche nachgebildet sei, weißt Mettler am angegebenen Ort überzeugend nach.

Nicht nur in Schwaben und Franken, auch im Norden Deutschlands finden sich heute noch die Spuren der Hirsauer Bauschule. An erster Stelle ist hier zu nennen: Paulinzelle in Thüringen. Die in großem Ausmaß erbaute Kirche, wurde am Anfang des zwölften Jahrhunderts errichtet; gestiftet von Paulina, der Witwe eines sächsischen Ritters. Heute eine Ruine von malerischem Reiz, war diese Kirche einst eine der bedeutendsten jener Gegend. Als reine Säulenbasilika mit Vorkirche und einer zwischen zwei Fassadentürinen liegenden Vorhalle, wirkte dieser Kirchenbau fremdartig auf seine Umgebung, in welcher andere Normen herrschend waren. Es sind die Kennzeichen der Hirsauer Schule, welche uns in Paulinzelle begegnen. Aus der Geschichte jenes Klosters wissen wir, daß Paulina sich für ihre Stiftung Hirsauer Mönche erbat, und durch dieselben wurde die bauliche Eigenart Hirsaus nach Thüringen verpflanzt.

Paulinzelle wirkte dann weiter auf andere Gründungen jener Gegend. Die Kirche zu Rürgelin, in der Nähe von Jena, weist, abgesehen von den Westtürmen, eine fast völlige Uebcreinstimmung mit Paulinzelle auf. Eine ähnliche Bau­verwandtschaft mit Paulinzelle sehen wir an der Kirche des Chorherrnstifts Hamersleben. Dieselbe ist derart auffällig, daß Dvhme (Geschichte der deutschen Baukunst) die Ansicht vertritt, der Architekt von Hamersleben müsse der Hirsauer Genossenschaft angehört haben.

Was hier über die Bauwerke der Hirsauer gesagt wurde, mag an dieser Stelle genügen, um wenigstens eine Ahnung davon zu erhalten, daß Abt Wilhelm und seine Bauschule für die Geschichte der kirchlichen Architektur viel bedeutet. Wer noch Genaueres hierüber erfahren möchte, dem seien die angeführten Werke von Dr. H. Christ und Ephorus Dr. A. Mettler warm empfohlen.

SL