Unterschied oder Felder durch zwei steinerne Säulen geteilet, und je zwischen zwei Fenstern ein steinern Pfeiler, in den Fenstern je im mittlern Feld sind die Geschichten, so sich mit Christo verloffen, aus dem neuen Testament, sammt den prophetischen Weissagungen, und in den beeden Nebenfeldern die Figuren, Vorbilder und Bedeutung aus dem alten Testament, in die Fenstergläser gar künstlich und aufs deutlichste mit allerlei ausbinstigen Farben geschmölzt.« Der heute abgetragene Klosterbrunnen fügte sich in dieses Areal ein: »ein anmühtiger Bronnen, so an dreien Orten Wasser gibt und in den Fenstern herumb alle Bildnussen deß Alten und Neuen Testament, so von den Brunnen seynd, von schöner, künstlicher Arbeit« (Merian).
24 Der Eulenturm
Der Eulenturm steht heute von Wohnhäusern eingerahmt. Deutlich erkennbar ist der geheimnisvolle Fries, der hier nach Süden und Westen geht. In dem kleinen Gärtchen vor dem Wohnhaus rechts ist jene merkwürdige Figur auf gebaut, die bei Ausgrabungsarbeiten gefunden wurde. Sie steht in engem Zusammenhang mit der Hauptfigur des Frieses; Greiner glaubt in ihr ein Teil des Frieses vom südlichen Westturm erkennen zu können. Der nördliche Turm der Peter- und Paulskirche blieb nur stehen, weil er als Ortsgefängnis unentbehrlich schien!
25 • 26 • 27 Friese am Eulenturm
Die drei Friese am Eulenturm sind sehr umstritten in ihrer Bedeutung. Die Entstehung wird auf 1100-1120 angesetzt, sie ist wohl im Gefolge der Erweiterung des Turmpaares und der Vorhalle zu denken. Der Fries befindet sich zwischen dem 2. und 3. Turmgeschoß und ist mehrere Meter breit. Als Grundmotive wurden angesehen: die Himmelsrichtungen (Wiebel), die figürliche Darstellung des Sonnensystems (Greiner) und das Jahr, das in Christus personifiziert ist (Hammer). Hammer vertritt eine vollständige Einheit des Figurenbandes und weist darauf hin, daß die germanische Überlieferung nur drei Jahreszeiten kennt, die vierte Seite also nicht zu fehlen braucht, wie bislang angenommen wurde. Hammer deutet die Westseite als Schau in die auf gehende Sonne, die Südseite als solche der Mittagzeit, und die Nordseite als solche gen Mitternacht. Die drei Figuren repräsentieren Frühling, Sommer und Winter. Hammer gewinnt seine Theorie an Hand einer Zwiefaltener Handschrift, die den Mann = Jahr in derselben Ausführung zeigt. Die Kontroverse spiegelt sich in Karl Greiner: Der astronomische Figurenfries am Hirsauer Klosterturm. Calw 1934. Dazu: Franz Hammer, in: Schwaben. 14 (1942) S. 24-35.