über die Alpen nach Deutschland. Als er nun zu Hause angekommen war, enthüllte er zunächst seinen Eltern das Geheimnis und frug seinen Vater [und das ist ja Graf Erlafrid von Calw] um Rat, an welchem Orte die Gebeine des Heiligen zu ver­wahren seien, bis das Kloster gebaut werden könnte. Weil nun eine Kapelle zu Ehren des heiligen Nazarius [Hirsaus Urkirche] nicht weit von Calw entfernt war, so wurde der Heilige dorthin begleitet. Als sie nun an den Ort kamen, am rechten Ufer der Nagold, da begegnete ihnen unter einer Menge herbeigelaufenen Volks ein Blinder, welcher rief: .Hilf mir, heiliger Aurelius, Du Verehrer Gottes, und schenke mir das Licht der Welt wieder. Du bist mir ja im Traume erschienen und hast midi an diesen Ort führen lassen'. Und er wurde auf der Stelle sehend. ,Hier', sagte Noting zu seinem Vater, .wollen wir das Kloster bauen*. Erlafrid fand sich sogleich bereit, ein Kloster an dieser Stelle zu errichten, machte 830 einen Anfang damit und vollendete es nach acht Jahren.«

Der heilige Aurelius und sein Kloster

Es war Gemeingut, sozusagen Ehrenpflicht aller Zeiten, diesen Gründungsbericht anzuerkennen. Erlafrid ist eine umstrittene Person, sein Sohn Noting nicht weniger. Beide sind bezeugt, allerdings auch zu anderen Zeiten. Kein Zweifel indessen besteht über den Ort des Klosters, das am rechten Ufer der Nagold lag, kein Zweifel bestand über die Person des Heiligen selbst.

»In einer Provintz mit Namen Armenia ist geborn von edlen und geistlichen Eltern der heilig Aurelius. Nachdem endlich der heilig Aurelius daheim zertlich, wie das dasselbig Alter fordert, aufferzogen war, haben sein Eltern [ihn] zu der Schul ton, den Lermeistern befolen und vertraut, ihn zu underweissen und leren. Als diß nu geschehen ist, hat er durch gütliche Gnad und Gab sampt natürlichen Verstands von Tag zu Tag in der Ler zugenumen und ist in kurtzem aller freier Künste vol- kumelich berichtet worden. Das gelernig Kind hat angefangen mit einem süssen

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