Hirsaus Gegenwart und Zukunft: St. Aurelius

Jeder aber, der seine Schritte hinüberlenkt zu dem mit Edelsteinen überzogenen Aurelius-Schrein, wird dankbar sein, daß die Gebeine dieses Heiligen jetzt wieder an ihren alten Ruheort zurückgekehrt sind. Als letzte Dokumente seiner Verehrung in Hirsau nannten wir die Überführung nach St. Peter, die Graböffnung und die Weihe eines neuen Altars.

Scheint somit die Aureliusverehrung in jeder Hinsicht in den 80 er Jahren des 15. Jahrhunderts sich verstärkende positive Züge anzunehmen, so sinkt mit der nur zögernd in Hirsau Eingang findenden Reformation der Heiligenkult jäh ab. Eine Verehrung des Heiligen ist nunmehr ausgeschlossen. Als Graf Wilhelm Werner von Zimmern daher um die Überlassung der Gebeine bittet, erhält er sie bereitwillig. So kann er unter dem Datum des 7. März 1557 in sein Tagebuch notieren: »Auf den Tag ist mier von Hirsaw aus dem closter, wie aller gotzdienst da nider gelegt und abgethon, der gantz leyb sancti Aurelij des hayligen bischofs gen Zimbern [Zimmern] in meine behausung zu kommen.« Nach dem Tode dieses Grafen gelangten die Reliquien auf Grund einer Erbteilung an die Hohenzollern nach Hechingen, wo sie bis 1690 die Schloßkapelle verwahrte. Jetzt wird der Heilige wieder in das öffentliche Interesse gehoben, da die ehemalige Tochter­gründung Zwiefalten sich anläßlich der 600-Jahr-Feier der Verbindung mit Hirsau und damit des Heiligen erinnert. Er erhielt einen neuen Altar, dessen Altarblatt Nicolaus Guibal malte. Aber auch in Zwiefalten erlischt langsam die Verehrung des heiligen Aurelius, dessen Gebeine noch auf Prozessionen (als »Kopfwehheiliger«) mitgetragen wurden.

Erst jetzt haben sich die Überreste wieder in Hirsau eingefunden. Seine letzte Ruhestätte in Hirsau gibt diesem Ort wieder die geschichtliche Verbindung. Dies ist ein Ereignis, das man über konfessionelle Schranken hinweg feiern darf. Überblickt man rückschauend die Jahrhunderte, so fällt auf, wie vielfältig die Wellenschläge der Geschichte (abgesehen von vielen Zeitabschnitten, die über­haupt unserem Mühen um ihre Erhellung nicht zugänglich sind) verlaufen. Viele 39 Zeitabschnitte sind reine Lokalgeschichte, andere greifen darüber hinaus, können