Von der Reformation zur Neuzeit

Diese Unruhen und Überfälle waren zu ertragen und wurden überlebt. Der nächste Einbruch sollte dem katholischen Hirsau ein Ende bereiten. Die Reformation (lutherischer Prägung) zog durch Herzog Ulrich, der nach 15 jähriger Verbannung wieder Herr im Lande war, in Württemberg 1534 ein. Hirsau, das zum Land »ob der Staig« gezählt wurde und der Zuständigkeit des aus Konstanz gebürtigen Reformators Ambrosius Blarer, der selbst Magister in Alpirsbach gewesen war, unterstand, wurde durch einen Lesemeister reformiert. Diesem Abgesandten, Theo­dor Raismann, dankten einige Mönche und nannten ihn einen rechtschaffenen und gelehrten Mann, »durch dessen gründlichen Unterricht wir und das gemeine Volk sehr erbauet und gebessert wurden«.

»Es wird noch dazu kommen, daß sie einander [so] das Evangelium sagen, daß ihnen die Köpfe bluteten« diese besorgten Worte Abt Johannes III. (1524 bis 1556) gingen nicht in Erfüllung. Friedlicher, versöhnender und ruhiger verlief anderswo kaum einmal dieser geistige Umbruch. Freilich: die Klöster waren zum Absterben verurteilt. Man ließ Abt und Mönche, die ihrem bisherigen Glauben weiterhin anzuhängen wünschten, an Ort und Stelle, nahm ihnen aber jede Mög­lichkeit, weitere Novizen aufzunehmen.

Im Todesjahr Abt Johannes III. erließ Herzog Christoph, dessen kirchlicher Rat­geber Johann Brenz war, eine Klosterordnung, die im wesentlichen die Umwand­lung der 13 Mannsklöster des Herzogtums Württemberg in evangelische Kloster­schulen vorsah. Noch einmal begegneten sich die alte und neue Welt, als der letzte katholische Abt Ludwig Velderer die Patenschaft in der Familie des ersten evan­gelischen Coadjutors Heinrich Weikersreuter übernahm. Als Abt Ludwig nach seinem Schattendasein 1560 starb, war die evangelische Klosterschule, die den Nachwuchs des Pfarrerstandes sichern sollte, unbestrittene Alleinherrscherin ge­worden.

Die ruhigen Zeiten, denen sich die studierende Jugend für 70 Jahre erfreuen durfte, fanden ihr jähes Ende, als mit dem Dreißigjährigen Kriege sich die kon­fessionellen Fronten wieder verschoben. Durch das sogenannte Restitutionsedikt

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