So wird begreiflich, daß ein in Nördlingen ansässiger Maler von dem immerhin beträchtlich entfernt gelegenen Kloster beauftragt worden ist.“ (A. Stange, Dt. Malerei d. Gotik, Bd. 8.)
19 Romantische Ansicht der Peter- und Paulskirche
Das Bild ist sehr instruktiv für die romantische Vorstellung des deutschen Mittelalters: „Die Scheidewand zwischen Fabel und "Wahrheit, zwischen Vergangenheit und Gegenwart ist gefallen; Glaube, Phantasie und Poesie schließen die innerste Welt auf“ (Novalis). Andreas Reichart beschreibt 1610 die Kirche: „Die Kirch im neuen Kloster ist groß, lang, hoch, mit zwei gleichen viereckten Türmen gegen der Sonnen Niedergang. Sie ist gebauet in Form und Gestalt des Kreuzes Christi von braunroten Quaderstücken. Oben wie es kreuzweis gebauet, ist ein steinern achteckiger Glockenturm. Inwendig der Kürchen sind viel runde steinerne Säulen zu beeden Seiten, alles von Einem Stein; auch mit schönen gemalten Figuren und Geschichten aus dem alten und neuen Testament; item mit der Patriarchen und der Kayser Bildnussen und sonderlich des Herrn Christi Geschichten, von unten bis oben aus, ein jedes an seinem Orth rausgestrichen und geziert.“
20 St, Peter und Schloß, 1693
Die Abbildung zeigt Kloster Hirsau von Südwesten in den Jahren nach der Zerstörung. Nach Dr. Erich Schmidt muß diese Ansicht vor Anfang Mai 1693 entstanden sein, da zu diesem Zeitpunkt gemäß den Rechnungsakten der Westgiebel der Peterskirche einstürzte. Nur das Schloß weist Brandspuren auf, während das Langhaus der Klosterkirche auf der Südseite keine solche zeigt. Daraus ist ersichtlich, daß von einer totalen Zerstörung Hirsaus nicht die Rede sein kann.
(Stuttgart, Württ. Landesbibliothek, Pläne und Ansichten.)
21 Ruinenansicht von St. Peter. I. Hälfte 18, Jahrhundert
Die Rötelzeichnung von J. Liefkoop d. Ä. gibt einen Blick in die Ruine von St. Peter und Paul: »Die von den Franzosen verbrannte Kirch zu Hirschau bey Calw wie sie anno 1702 in ihrem Ruin gelegen.« In einer vielleicht noch bekannteren Ansicht der Ruinen schuf der Theatermaler C. G. Keller nach dieser unscheinbaren Skizze eine Architekturzeichnung, die jedoch nicht die wirklichen Verhältnisse spiegelt. Deshalb ist Liefkoops Original der späteren Überarbeitung vorzuziehen.
(Stuttgart, Staatsgalerie.)
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