Abt Johann wollte den Lesemeister im Aureliuskloster ein­quartieren, und dessen Frau stellte er eine Stube im Viehhaus zur Verfügung. Als Raismann auf diesen Vorschlag nicht einging, schlug ihm der Abt eine Stube im Torhaus des neuen Klosters vor und ein Gemach im Siechenhaus zum Studieren. Bald kam es zwischen Abt und Lesemeister zu Streitigkeiten, besonders als Raismann die Unvorsichtigkeit begangen hatte, am Lichtmeßtag in der Kirche zu predigen, ohne den Abt hierüber befragt zu haben. Abt Johann, der ihn hintenna-b zur Rede stellte, sagte, es würde noch dazu kommen, daß sie einander das Evangelium sagen würden, daß ihnen die Köpfe bluteten. Raismann gab übrigens seine Unvorsichtigkeit zu und bekannte, daß er vom Herzog keinen Auftrag zum Predigen erhalten habe. Andere seien jedoch in ihn gedrungen, auch dem Volk in der Kirche das Evangelium zu verkündigen. Bald entstand unter den Mönchen eine Spaltung; während die Einen von der neuen Lehre nichts wissen wollten, bedankten sich die Andern beim Herzog, daß er ihnen einen so rechtschaffenen und gelehrten Mann geschickt habe und baten ihn um Gotteswillen, ihnen denselben zu lassen. Ta nun die evangelische Lehre in Hirsau Wurzel gefaßt hatte, kam mit dem Abt ein Vertrag zustande, wonach derselbe keine Novizen mehr annehmen durfte; die schon vor­handenen wurden mit Kleidung versehen und nach Hause geschickt. Die Mönche dagegen, welche die neue Lehre ange­nommen hatten, erhielten teils ein jährliches Leibgedinge, teils eine größere einmalige Abfindungssumme, worauf sie das Kloster verließen. Die übrigen Ordensbrüder, die ihr klöster­liches Leben fortsetzen wollten, fanden in Maulbronn eine Zufluchtsstätte, sofern sie nicht die Auswanderung aus dem Lande vorzogen. Das Kloster Maulbronn war von Herzog Ulrich aus Zweckmäßigkeitsgründen dazu bestimmt worden, aus denHübrigen Klöstern solcheZvereinzelte Mönche 'aufzunehmen. Er sagte darüber: ,Da uns keineswegs gelegen sein wölle, in einem jeden Kloster und an vielen Orten von vier, sechs