Der Grund für den damaligen Rüdegang der Besucherzahl war in der Vernachlässigung der Badeeinrichtungen unter den staatlichen Pächtern zu suchen. Die dauernde Beliebtheit des Liebenzeller Wassers zeigt sich auch darin, daß dieses zeitweise nach Teinach verfrachtet wurde. Dies geht aus einem Bericht des Hirsauer Vogts vom Jahre 1752 hervor: 17 ) „Da nun mehr der Gebrauch der Sauerbronnen Cur in Theinach ihren Anfang nimmt, wobey zer- schiedene vornehme Persohnen des Zeller Baad-Wassers sich bedienen, das sie von Zell aus durch die Theinacher Fuhrleuth führen lassen ..." In Hirsau hatten die würt- tembergischen Herzoge etwa gleichzeitig mit der Erbauung des dortigen Schlosses ein „Fürstliches Bad" erstellt. Benützer waren nicht nur die Angehörigen der herzoglichen Familien, sondern auch andere hochstehende Persönlichkeiten. Das Badewasser lieferte die Hirschquelle am Platze. Daneben wurde aber auch von Liebenzell verschicktes Thermalwasser verwendet. 18 )
Wohl erfuhren die Liebenzeller Bäder unter den würt- tembergischen Herzogen manche Förderung. Erwähnt sei vor allem die Schaffung der Lindenallee zwischen beiden Bädern, die sich ursprünglich bis zum Städtchen hin fortsetzte; angelegt 1719 auf Anregung von Erbprinz Friedrich Ludwig. Auf der mit Verkaufsständen bestellten Badewiese — das ist das Gelände der heutigen Anlagen — erstand 1727 ein Lusthaus, das Gelegenheit zu geselligem Zusammensein bot. Da jedoch der Betrieb in den „Badeherbergen" sich dauernd schlechter gestaltete, konnte durch diese Neuerungen Bad Liebenzell sein geschwundenes Ansehen nicht wieder erlangen. Das herrschaftliche Alleenhaus verfiel daher, weil überflüssig, kaum dreißig Jahre nach seiner Erstellung, dem Abbruch. 18 )
Nachteilig für Liebenzell war es vor allem, daß die württembergischen Herzogsfamilien mehr und mehr das Teinacher Bad bevorzugten, besonders seit dort unter Eberhard Ludwig mit großem Aufwand bauliche Verände-
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