Bei den Herren von Waldeck, bei denen wir zwei Linien zu unterscheiden haben, 1 *) finden wir öfters den Namen Konrad, sowohl mit dem ZusatzTruchseß wie mit dem ZusatzStadelherr". Zur etwaigen Aufhellung des histo­rischen Kerns der Erkingersage ist es interessant, zu ver­nehmen, daß im Jahre 1389 der Magistrat von Weilder- stadt ein Viertel des Dorfes Möttlingen von Betha, einer Tochter des Erchinger von Merklingen und Witwe des Kunz (Konrad) von Waldeck erwarb. Dieser Konrad der Schwiegersohn von Erchinger war anscheinend ein Bruder des Wilhelm von Waldeck, der 1356 das feste Haus bei der Pliensaubrücke in Besitz hatte. Weiterhin fand ich: 1359 verkauften der Edelknecht Erkinger von Merklingen und seine Gattin Guta von Lichtenstein allen ihren Besitz in Merklingen. 13 ) Demnach ist Erkinger damals verzogen; wohin, wissen wir nicht. Er könnte sich aber in dem bisher von seinen Verwandten, den Herren von Waldeck inne­gehabten Schloß zu Liebenzell eingenistet haben. Ein Teil der Waldecker Herren war ja selbst als Raubritter be­kannt. Wilhelm von Waldeck, der frühere rechtmäßige Inhaber eines Teils von Liebenzell, war im Jahre 1358 mit seinem Anhang geflüchtet. Die Grafen Ulrich und Eberhard von Württemberg, die noch fünf Jahre zuvor für dessen Rechte in Liebenzell eingetreten waren, vereinbarten nun zusammen mit Ruprecht von Bayern und neun Reichsstäd­ten, daß ein Preis auf Tötung oder Gefangennahme des Wilhelm von Wäldeck und seiner Brüder und Helfer aus­zusetzen sei. 14 )

Um jene Zeit könnte Erkinger in Liebenzell das Raub­rittertum getrieben haben. Es ist nicht anzunehmen, daß die Erkingersage sich gebildet haben würde, wenn nicht ein Raubritter dieses Namens durch seine Untaten der Grund zur Bildung des Sagengewirrs gewesen wäre.

seinem Bruder Heinrich in Liebenzell zugefallen seien. 11 ) Nun erst konnten die Markgrafen von Baden auch über den süd­lichen Teil von Liebenzell uneingeschränkt verfügen.

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