VII. Die Alemannen und Franken

260-8. Jahrhundert.

Was wir als süddeutsche Bronzezeit bezeichnen, ist nur ein Abglanz von dem reichen kulturellen Leben, das der Norden in dieser Periode entwickelt hat. Germanische Waffen, Schmuck und Geräte waren damals hochgeschätzte Ge­schenk- und Handelsartikel, die auf weiten und beschwerlichen Wegen in die Länder der Antike und selbst nach Aegypten gelangten. Nordischer Bernstein galt weithin als vornehmster Schmuck und die Händler, die ihn nach dem Süden brachten, gaben auch Kunde von den blonden, hohen Gestalten, deren Namen wir nicht kennen, deren Nachkommen aber ein Jahrtausend später als Germanen bezeichnet wurden.

Damals war Germanien ein fruchtgesegnetes Land zwischen Oder und Elbe, in Dänemark und Süd-Skandinavien. Es war die Zeit, da auf den Steppen der Alb die Nomadenstämme ihre Grabmäler errichteten, da die Trockenheit die Aecker des Neckarlandcs vernichtet hatte. Nicht so im fruchtbaren Norden; dort war das Klima dem Ackerbau günstig, reiche Dörfer breiteten sich in dem Tiefland und eine technisch und künstlerisch in weiter Runde überlegene Kultur konnte sich entfalten.

Als die Hallstattzeit dem Süden die Bauerndörfer wiederschenkte, war die germanische Blütezeit vorbei. Fremdes Gut nimmt seinen Einzug im Norden, die La-Tene-Kultur reicht in ziemlich gleichartigem Gepräge bis nach Dänemark.

Hand in Hand nimmt das regenreiche Klima dem volkreichen Germanien die besten Aecker, di« Jagd reicht zum Unterhalte nicht mehr aus, Sturmfluten vernichten blühende Dörfer der Küste kurz, die Not zieht ein und bringt die zahlreichen Stämme zu dem Entschlüsse, südwärts zu ziehen und Neuland zu erobern. Die ersten stoßen schon im 4. und Z. Jahrhundert v. Ehr. vor und treffen in Thüringen und westlich davon auf die Kelten, die Volcae-Teetosagcs, nach denen sie Welsche benannt werden. Damals werden am Nordrand des keltischen Gebietes die vielen gewaltigen Grenzburgen angelegt, unter denen die Steinsburg bei Römhild*) an erster Stelle steht. Es ist die Schutzmauer gegen die Germanen.

Ein Jahrhundert später ist der Zug am Rhein angelangt und als erster Heerkönig tritt uns Ariovist mit Namen entgegen.

Mit jenem ersten Zusammentreffen, in dem der germanische Führer der Kriegskunst eines CäsarS unterliegt, nehmen die Kämpfe an den Grenzen kein Ende. Das keltische Reich wird abgelöst von der römischen Macht, der Limes wird vorgeschoben, die Kastelle vermehrt und verstärkt, aber die jugendstarken Germanenscharen lassen sich nicht einschüchtern. Streng genommen war auch ein Ausgleich unmöglich. Zwei Welten standen sich hier gegenüber, beide ge­il Götze A., Die Stcinsburg bei Römhild, Prähistor. Zeitschrift Bd. XIII/XIV, 1921/22 S. ISff.

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