I. Die landschaftlichen Grundlagen der vorgeschichtlichen Besiedlung

Das Land der Alemannen mit seiner Berge Schnee,

Mit seinem blauen Auge, dem klaren Bodensee,

Mit seinen blonden Haaren, dem Aehrenschmuck der Auen, Recht wie ein deutsches Antlitz ist solches Land zu schauen!

Schwarzwald und Ncckarland, ein liebliches Geschwisterpaar, voll Schön­heit und eigenem Zauber, und doch beide so verschieden! Hier tannendunkle Forste, weite Hochmatten, steinige Kämme mit Ginstern und windzerzausten, flechtenbewachsenen Zwergbäumen; hochgelegene, mit Disteln, Erika und Krüppelbäumen umsäumte Moore; Schluchten mit riesigen, schroff drohenden Felsen und stürzenden Wildbächen; einsame, über alle Höhen und Täler zer­streute Gehöfte mit ihren behäbigen und verschlossenen, an alten Gebräuchen hängenden Bewohnern.

Dort offenes Land, liebliche Laubwälder mit ihrem wohltuenden Grün, rebcnbewachscne Hänge, weite fruchtschwere Aehrenfelder, behäbige Dörfer mit ihren weithin leuchtenden Ziegeldächern, weite Gewanne, lebhafte und fröhliche Bewohner; Handel und Verkehr.

So treten die Gegensätze vor uns, wenn unser geistiges Auge die beiden Begriffe zu lebendigen Bildern ergänzt.

Wo die Enz als junger Felsbach ihren Weg, von granitenen Blöcken ge­leitet, talabwärts nimmt, ist die Einsamkeit stundenweiter Wälder selten durch das Helle Grün einer Wiesenmatte oder das Geläute der Herden unter­brochen; wo sie aber im tiefem Bett den Neckar erreicht, ist arbeitöfroheS Treiben reicher Dörfer an ihren Ufern.

Die kalkarmen und steinigen Böden des Buntsandsteins mit ihrer genüg­samen Nadelholzvegetation, die verästelnden Flächen des Muschelkalks mit den wild- und beerenreichen Laubwäldern, und die fruchtbaren, tiefgründigen, steinärmeren, leicht welligen Lößebenen prägen so dem kulturellen Bild den Stempel auf.

Was für die Gegenwart gilt, trifft in erhöhtem Maße für die Vorzeit zu. Denn der primitive Mensch ist von der Natur abhängiger als wir. Ein Land, das dem Jäger kein Jagdwild, dem Beerensammler keine Früchte und dem Ackerbauer keinen leicht bebaubaren Boden gibt, ist für die Vorzeit unbe- siedelbar. Ucbertragen wir die heutigen landwirtschaftlichen Verhältnisse des Enzgebieteö auf die Zeit der Erstbesiedelung unseres Landes, so wird der Muschelkalkgürtel nur Jäger, und Früchte und Beeren sammelnde Stämme,

1 i