IV. Die Bauernkultur der Hallstattzeit

Etwa N00-400 v. Ehr.

Die Periode von Hallstatt kann man auch als frühe Eisenzeit bezeichnen, denn sie bringt uns als erste die Kenntnis dieses Metalls. Das seltene Kupfer und die daraus gefertigte Bronze sind nicht mehr das einzige Nutzmetall des Menschen. Die neue Zeit beginnt Waffen, Geräte und Schmuck aus dem weit häufigeren und darum billigeren Eisen zu fertigen.

Wie alt die Eisengewinnung im schwäbischen Gebiete ist, wissen wir bis heute noch nicht; auch für den germanischen Norden lassen sich noch keine einwand­freien Zahlen erbringen. So viel ist aber sicher, dass der zeitliche Unterschied des ersten Auftretens des Eisens im Norden und Süden, in den Ländern nördlich der Alpen und im Mittelmeergebiet entgegen den landläufigen Meinungen nicht sehr groß ist. In Aegypten ist das Eisen nicht vor 1200 v. Ehr., im Orient nicht vor 1500 v. Ehr. im Gebrauch. Ob sich diese absoluten Zahlen bei der immer noch nicht endgültig festgelegten Chronologie werden halten lassen, steht dahin. Es liegt jedenfalls nur ein Zeitraum von zwei bis fünf Jahrhunderten zwischen dem gesicherten Erscheinen des Eisens im Süden und Norden. Ver­mutlich wird sich dieser Unterschied »och erheblich herabsetzen lassen; denn bei dem regen Verkehr, der seit der Steinzeit zu den Mittelmeergebieten besteht, muß eine so bedeutende Erfindung, deren Ausgangspunkt uns freilich noch nicht bekannt ist, sich viel schneller verbreiten.

Schwaben hat auch Erze im Albgebiet; ob diese in der Hallstattzeit schon ab­gebaut worden sind, ist jedoch bisher nicht erwiesen.

Nach der landläufigen Ansicht ist das Material der bestimmende Faktor in der vorgeschichtlichen Entwicklung. Stein Bronze Eisenzeit. Dieser Schluß ist falsch, denn wie wir weder zwischen der Stein- und Bronzezeit eine feste Linie, die etwa zwei wesentliche Entwicklungsstufen scheidet, haben ziehen können, so gelingt dies auch zwischen der Bronze- und Eisenzeit nicht. Vielmehr gehört in unserer Gegend der Zeitraum, der allgemein als erster Abschnitt der Hallstattzeit bezeichnet wird, noch ganz in die Bronzeperiode, während erst nach 850 die eigentliche hallstättische Bauernkultur beginnt?) Die Trennungslinie ist also eine willkürliche, die daraus entsprang, daß die ersten Einteilungen im Museum geschahen, wo man nur totes Fundmaterial vorliegen hatte.

Wenn wir hingegen im Kulturleben der Hallstattzeit uns umsehen, so fin­den wir um 850 v. Chr. «ine Grenzlinie, die durch zahlreiche Zeugnisse sich als Grenzmark heraushebt.

Auf der einen Seite steht die bronzezeitliche Kultur mit ausgesprochen no­madischem Charakter, auf der anderen Seite die wieder bodenständige, in ihren

I) Paret: Urgeschichte Württembergs, S. Sk ff.

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