Der Wald und sein buschiges Vorland lieferte Iagdwild in Menge. Edel­hirsche, Bären, Wildschweine, Rehe, ja vereinzelt sogar Auerochsen und Elche finden sich unter den erlegten Tieren des steinzeitlichen EnzanwohnerS.

Aber diese klimatisch und landschaftlich günstigen Bedingungen waren auch unbedingt notwendig, denn ohne sie wäre die Erstbesiedlung des schwäbischen Landes überhaupt erst Jahrtausende später erfolgt). Die Trockenzeit ist die Grundlage der Erstbesiedlnng unseres Landes.

Für den Ackerbau stand das Lößland am Unterlauf der Enz geradezu wie ein Gastgeschenk bereit, ebenso für den Jäger und Hirten das Busch- und Waldgebiet des Muschelkalkgürtels und der tiefeingeschnittenen Täler. Es konnte somit jede Kulturform im Enzgebiet ihr Nutzland finden. Die Gegen­sätze der Landschaft vom hohen Schwarzwald bis zu den Rebenhängen des Neckars schloffen so nur Vorzüge in sich. Sie lehren uns die Mannigfaltig­keit und das wechselnde Bild der heutigen Besiedlung verstehen; erklären aber auch die durch Jahrtausende durchlaufenden vorgeschichtlichen Funde, die der Boden uns zur Deutung bewahrt hat.

Wenn der Satz von der unbedingten Abhängigkeit des einfachen Men­schen von Land und Klima zutrifft, dann muß uns die Vorzeit das gleiche und noch vertieftere Bild der Gegensätzlichkeit im Enzlande zeigen, das uns dir Heimat so lieb macht.

II. Die Steinzeit

Etwa 4S001800 v. Ehr.

Wenn nach hartem Winter der Frühling alles Leben wieder neu er­stehen läßt, dann erleben wir im Kleinen, was die Menschheit vor Jahr­zehntausenden vom äußersten Osten bis zum küstennahen Westen unseres Erd­teils schicksalhaft von schweren Ketten befreite und ihr ein Sonnenland schenkte, voll Mühe und Arbeit, aber auch voll Glück und Zufriedenheit.

Das war damals, als die Eiszeit zu Ende ging, als die ungeheure Schnee­wüste des nordischen Inlandeises ihren felsengleichen Rand schrittweise nord­wärts verlegte, die Gletscher der Alpen heimkehrten in die engen Tore zer­klüfteter Täler, und alles Land aufatmete und sich grüner Pflanzenschmuck allenthalben auftat.

Mensch und Tiere, bisher zusammengedrängt auf engem Raume, zogen ihre Wege weiter und weiter. Es war kein Kampf mehr unter ihnen um

I) Uber die Bedeutung der Trockenzeit siehe: H.Gams u. Nordhagcn, Postglaziale Klimaänderungsn und Erdkrustenbewegungen in Mitteleuropa, Mitt. der Geographischen Gesellschaft in München XVI. 2 H. ISA.

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